Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico ist, gerade in Wahlkampfzeiten, für harte Worte bekannt und – wie er selbst hofft – auch beliebt. Derzeit wettert der Premier gegen das noch nicht verabschiedete ungarische Gesetz zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechts. In der heutigen Sondersitzung des slowakischen Parlaments forderte Fico die Abgeordneten auf, mit „Gegenmaßnahmen“ auf die von Ungarn angekündigte Verleihung der Staatsangehörigkeit für Minderheitenungarn zu reagieren: Derjenige, der die ungarische Staatsangehörigkeit beantrage, solle die slowakische automatisch verlieren.
Fico beschwor die angeblich „antifaschistische Tradition“ der Slowakei und bezeichnete Ungarn als „braune Pest„. Offenbar ist dem (voraussichtlich erfolgreich) wahlkämpfenden Ministerpräsidenten kurzzeitig entfallen, mit wem er und seine sozialistische Partei koaliert: Niemand geringeres als der politische Rechtsaußen, Ungarn- und Romahasser Ján Slota, stützt die Regierung Fico seit Jahren. Dieser hatte die ungarische Minderheit als „Krebsgeschwür“ bezeichnet, eine Diktion, der Fico nun offenbar selbst folgt („braune Pest“). Ein Ministerpräsident, der mit Nationalisten und Rassisten koaliert und es wagt, die „antiaschistische Tradition“ zu beschwören und Ungarn als „braune Pest“ bezeichnet, hat freilich jeden Bezug zur Realität verloren. Offenbar versucht der Premier den Spagat: Einerseits darf die Wählerschaft aus dem sozialdemokratischen Lager nicht verprellt werden, andererseits will er verhindern, dass die nationalistische SNS weiter zulegt. Hierfür bedarf es kerniger Aussagen und eines Wettrennens um den Titel des „größten Patrioten“. Diese Taktik war, gerade auf Kosten der ungarischen Minderheit, bereits mehrfach erfolgreich.