Flankierend zu seinem Beitrag in der ZEIT verfasste Paul Lendvai einen über WDR veröffentlichen Kurzbeitrag zur Situation in Ungarn.
http://www.wdr5.de/sendungen/politikum/s/d/19.07.2011-19.05/b/nicht-wegschauen.html
Das Entré allein zeigt, wes´ Lied hier gesungen wird:
„Nur einige Tage nach dem Ablauf der EU-Präsidentschaft bestätigen die jüngsten Vorgänge in Ungarn die düstere Feststellung József Debreczenis, des angesehenen Publizisten und Autors zweier Biographien des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán: Wir marschieren in Richtung einer Alleinherrschaft, Willkür, Diktatur.“
Der (bei der Linken) angesehene Publizist Jószef Debreczeni, seines Zeichens Gyurcsány-Verehrer, Autor zweier unautorisierter Schmäh-Biographien über Viktor Orbán, ein Mann, der es fertig gebracht hat, Miklós Horthy mit Orbán zu vergleichen und ersteren – immerhin Verbündeter Nazideutschlands – im Vergleich zu Orbán als „Gentleman“ zu bezeichnen, ist also der Gradmesser für die realistische Situationsbeschreibung in Ungarn?
Es ist der selbe József Debreczeni, der im Gespräch mit Krisztina Koenen offenkundige Unwahrheiten über zwei von Fidesz bestellte Verfassungsrichter verbreitet hat, indem er behauptete, sie verfügten über keine juristische Ausbildung, obwohl beide Juristen sind – einer davon war sogar schon während der Gyurcsány-Ära Verfassungsrichter…
Und jener Debreczeni, der vor zwei Tagen zugab, wenn auch widerwillig, für die rechtsradikale Partei Jobbik zu stimmen, wenn man dadurch zur Abwahl Viktor Orbáns beitragen könnte (der volle Beitrag auf Klubrádio hier). Was wohl die Antifaschisten dazu sagen, die laute Gedankenspiele der grün-alternativen LMP sofort zum Anlass genommen haben, die EU-Grünen vor der Aufnahme der LMP in ihre Reihen zu warnen? Debreczeni meint dazu, auch Roosevelt und Churchill hätten mit Stalin koaliert, um Hitler zur Strecke zu bringen.
Womit der „angesehene Publizist“ József Debreczeni den Hitler-Vergleich Nr. 100 gebracht haben dürfte.
Man sollte es vielleicht doch besser mit Kai-Olaf Lang halten, der zwar dafür plädierte, die Entwicklungen in Ungarn aufmerksam zu verfolgen, dies jedoch unaufgeregt zu tun. Bezugnahmen zu Hitler und angeblichen Diktaturen erfüllen diesen Ratschlag wohl nicht. Und werden, zum Bedauern von József Debreczeni und anderen, die Sozialisten und Liberalen nicht wieder stark machen. Dafür bräuchte es schon etwas mehr – Inhalte und Alternativen zum Beispiel, statt Dauerwahlkampf über diverse Presseorgane.