Heti Válasz: Interview mit Nick Thorpe von der BBC

Die ungarische Wochenzeitung Heti Válasz hat Nick Thorpe, der seit langer Zeit für die BBC aus Budapest berichtet, zur Lage in Ungarn interviewt. Das Gespräch erscheint am kommenden Donnerstag in der Print-Ausgabe der Zeitung. Die Online-Ausgabe bringt einen Teaser:

Nick Thorpe: Das hier ist noch lange keine Autokratie

Nick Thorpe berichtet seit 25 Jahren für die BBC aus Ungarn; er spricht unsere Sprache, er lebt mit seiner ungarischen Frau und seinen fünf Kindern in Budapest. Mit seinen ausgewogenen Berichten belehrt er seit Jahren viele ausländische Kollegen. Inmitten des auf die ungarische Regierung gerichteten Dauerfeuers fragten wir ihn, inwieweit er die Bewertungen für gerechtfertigt erachtet, und was er als Hysterie bezeichnen würde.

„Die Karikatur in der Le Monde war schrecklich, sie hat Ungarn viel Schaden zugefügt“ – sagt Nick Thorpe der Heti Válasz über jene Zeichnung, die Viktor Orbán in der französischen Tageszeitung als Reinkarnation Hitlers darstellte. Der Budapester Berichterstatter der BBC zitiert lieber den ehemaligen SZDSZ-Politiker Péter Hack, der sich wie folgt ausdrückte: Obwohl sich die Regierung regelmäßig verschätzt hat, und ihr auch die Sensibilität für europäische Werte zu fehlen scheint, so ist sie doch zur Zeit das wirkungsvollste Mittel, um einen weiteren Aufstieg der rechtsextremistischen Jobbik zu verhindern.

Der Journalist, der über unser Land bekannter Maßen ausgewogen berichtet, bezeichnet Viktor Orbán – anders als viele seiner Kollegen – nicht als Diktator, er selbst nennt einige Punkte der Politik des Regierungschefs „autoritär“. Seiner Auffassung nach gibt es in den Bewertungen des Kabinetts „viele Übertreibungen, insbesondere wenn das Wort Diktatur erwähnt wird. Wir haben schon Diktaturen in Europa gesehen, und Ungarn befindet sich nicht einmal in der Nähe einer solchen“ .

Nick Thorpe meint: Die Regierung hat Recht, wenn sie versucht, Arbeitsplätze zu schaffen – seiner Auffassung nach sollte man jedoch hierbei keine Menschenrechte beschränken. „Das war nicht nötig, denn mit ihrem 2/3-Sieg bekam Fidesz die Möglichkeit, großzügig zu sein“ . Man solle – und könne – Arbeitsplätze auf eine Art und Weise schaffen, mit der sich ein Großteil der Gesellschaft  identifizieren kann. Ein weiterer Fall: Wäre die Verfassung weniger auf Grundlage der christdemokratischen Sichtweise, sondern integrativer formuliert worden, könnten sich mehr Menschen mit ihr identifizieren. Die Macht zieht Verantwortung nach sich – formuliert zwar auch das Grundgesetz, aber es scheint, als hätte Fidesz die eigene Botschaft nicht vernommen.

http://hetivalasz.hu/itthon/ez-korantsem-onkenyuralom-45027

 

14 Kommentare zu “Heti Válasz: Interview mit Nick Thorpe von der BBC

  1. Danke HV für die Übersetzung. Thorpe kann nicht beschuldigt werden seine Informationen nur von den „üblichen Verdächtigen“ zu erhalten. Und es ist erfreulich, dass sich endlich auch in Fideszkreisen leise Kritik bemerkbar macht. Die katastrophale Wirtschaftspolitik macht ja auch Fidesznahe Unternehmer und Wirtschaftsfachleute nervös.
    Gut war auch eine Matolcsy kritische Meinung hier zu lesen (Járai).

    Die Wochenzeitschrift des deutschen Bundestages „Das Parlament“ hat auch einen interessanten Beitrag gebracht:
    Stephan Oszváth
    Januskopf Orbán
    http://www.das-parlament.de/2012/04/EuropaWelt/37495671.html

    • Es ist tatsächlich interessant zu erfahren, was die Mitglieder des Bundestages über Ungarn zu lesen bekommen:

      Als Ouverture wieder ein Klassiker: Faschisten, die EU-Fahnen verbrennen, dann so schnell wie möglich wird der Leser über Csurka zu Orbán geleitet. In einem Absatz, in einem Atemzug mit Jobbik und Csurka steht der ungarische Ministerpräsident da, bereits etwas braun bespritzt. Ohne Argumente, ohne Begründung, einfach zur Einstimmung, zum Auftakt. Orbán steht dort, wo ihn der Verfasser dieses Artikels im Bewusstsein der Leser sehen möchte. Jetzt kann der Artikel losgehen.

      Mit einer Kontroverse in der Beurteilung von Orbán will der Verfasser die Leser nicht belästigen, also noch einmal Cohn-Bendit, noch einmal Lendvai, noch einmal Schiff. Ausser ihnen kein Ungarnexperte.

      Die Sympathiedemonstration für die Regierung am Wochenende wird als anti-europäischer Schulterschluss von Konservativen und Rechtsextremen abgetan.

      Es wird über den „Lizenzentzug für den Oppositionssender „Klubrádio“ geschrieben, obwohl ein „Lizenzentzug“ nicht der Wahrheit entspricht.

      Fazit: Den Lesern der Wochenzeitschrift des deutschen Bundestages wird ein sehr subjektives, parteiisches Bild geliefert.

  2. Solange auch Sie erkennen können, dass Thorpe die Art von Dingen kritisiert, die Sie und die Linke üblicherweise verbreiten, Herr Pfeifer – es wäre schön wenn die Annahme von Kritik keine Einbahnstraße wäre.

  3. Lieber Kollege Kálnoky,
    konkrete Kritik an meiner Arbeit nehme ich immer ernst. Wenn aber die FAZ eine Übersetzung bringt, die ich zitierte, dann bin ich auch wenn die Beschuldigung 100 Mal kommt nicht dafür verantwortlich. Und wenn ich dann beachte, wieviel Platz HV dieser Sache und wieviel den diversen Manipulationen der königlichen ungarischen Medien widmet, dann sehe ich eine gewisse Diskrepanz.

    Unterstellungen, grundlose Beschuldigungen und unerhörte Beleidigungen von einigen anonymen Postern gegen mich vorgebracht , sagen mehr über diejenigen aus, die dies tun als über mich und meine Arbeit. Sie haben meine höfliche Kritik an einer Teilnehmerin beanstandet. Ich hätte mich gefreut, wenn Sie auch zu diesen Angriffen unter der Gürtellinie etwas geschrieben hätten.

    Auch wenn manche Journalisten ihre Hausaufgaben nicht oder nur ungenügend machen, sollte man nicht – bis zum Gegenbeweis – annehmen, es gäbe eine Weltverschwörung gegen Fidesz und die von V.O. geführte Regierung und die Kritik an diesen sei deswegen nicht zu beachten.
    Das beste Beispiel dafür ist, wenn irgendwelche Kritiker fälschlich behaupten, Ungarn sei keine Republik mehr. Daran sich hochzuziehen und alles andere beiseitezuschieben ist hier die Regel und nicht die Ausnahme. Auf die
    Kernpunkte der Kritik wird nicht oder nur verzerrend eingegangen. Immer wieder kommt die grundlose Beschuldigung ich hätte Fidesz bzw. V.O. als faschistisch hingestellt, nur weil ich auf Rechtsextremismus, Geschichtsfälschungen, Rassismus und Antisemitismus aufmerksam mache.

    • „Rechtsextremismus, Geschichtsfälschungen, Rassismus und Antisemitismus“

      Rechtsextremismus,Geschichtsfälschungen, Rassismus und Antisemitismus Herr Pfeifer sind keine Erfindungen des Orbán-Regimes.

      Wenn Sie mir zustimmen könnten, dass der Kern dieser Ismen nämlich die Orientierung an der Zugehörigkeit zu einer Menge von Menschen, wobei mir egal ist, ob diese sich als Ethnie, Klasse oder Rasse etikettiert, bzw. etikettieren lässt, wenn Sie mir zustimmen könnten, dass der Kern dieser Ismen die Infragestellung der rechtlichen Gleichheit der Menschen und ein antipluralistisches, antidemokratisches und autoritär geprägtes Gesellschaftsverständnis sind, dann müssten Sie mir auch darin zustimmen, dass „Rechtsextremismus, Geschichtsfälschungen, Rassismus und Antisemitismus“ keine Alleinstellungsmerkmale des Orbán-Regimes sind.
      Sie müssten dann in jedem Fall anerkennen, dass Sie, Frau Marsovszky und Herr Dalos in jeweils unterschiedlicher Ausprägung diese gottverdammten Ismen zum Schaden Ungarns zu instrumentalisieren wissen

      Ich spreche Ihnen & Co. nicht die Intelligenz ab, die es braucht, um im Schwarm deutscher Ungarn- und Demokratieexperten als Opinionleader (im Sinne des Soziologen Paul Felix Lazarsfeld) herumzuflirren. Es fehlt Ihnen & Co. nicht an Attraktivität, sondern nur an Integrität Vor allem fehlt es Ihnen aber an Redlichkeit.

      Und deshalb macht es für mich keinen Sinn, mich wirklich auf Ihre Argumente einzulassen. Jedenfalls nicht, solange Sie mir darin nicht zustimmen, dass in Ihrer Argumentation Momente von Extremismus, von Wort-und Geschichtsfälschung, von Rassismus (Orbáns Familie hat sich bereichert ….und es raschelt im Busch – D zigeuner sind kumma) und eine gehörige Portion Antisemitismus (Ihre Attacken gegen Frau Kalman und T. Deutsch) blubbern.

    • Ist denn eine Quelle noch vertrauenswürdig, wenn sie nachweislich schlampig gearbeitet oder manipuliert hat?

      Im Übrigen denke ich, dass schon oft drauf hingewiesen wurde, dass nicht so sehr Ihr abschreiben das Vergehen war – obwohl man von einem Journalisten eigentlich erwarten darf, dass er Informationen überprüft – sondern vielmehr, dass Sie hinterher das Vorgehen der FAZ rechtfertigen und sie in Schutz nehmen, statt ganz einfach klar zu sagen, dass sie einen Fehler begangen hat und dass es eine Schande ist, dass sie ihn nicht richtiggestellt hat. Stattdessen phantasieren Sie von zwei Versionen… Aber es ist schon bzeichend wie Sie den eigentlichen Kritikpunkt nicht erkennen wollen…

  4. Klar das größte Problem von HV ist, dass ich FAZ zitiert habe. Und dass es zwei Versionen gibt, eine von HV und eine von FAZ.
    Damit kann man von wichtigen Problemen die Aufmerksamkeit ablenken.

    Ich habe – glaube ich – meinen e-mail Wechsel mit FAZ hier publiziert. Mehr ist nicht drin.

    • „Klar das größte Problem von HV ist, dass ich FAZ zitiert habe. Und dass es zwei Versionen gibt, eine von HV und eine von FAZ.“

      Da Sie das Thema wieder aufwerfen: Mein Problem ist, dass Sie die Wahrheit bekämpfen. Und die ergibt sich aus denjenigen offiziellen Dokumenten, deren Inhalt Sie hier bis heute ncht zur Kenntnis nehmen wollen. Sie stellen sich dumm, führen einen absurden Eiertanz auf und sagen sogar die Unwahrheit („es gibt zwei Versionen“ – was für ein Stumpfsinn!). Kálnoky brachte es auf den Punkt: Sie agitieren und wollen keinen Boden preisgeben. Und bitte ersparen Sie mir jetzt die Replik von Ihren vier Ausweisungen aus der VR Ungarn, das hat nämlich keinerlei Bedeutung und rechtfertigt nicht, was Sie mitunter aufführen.

      Und wenn Sie vor diesem Hintergrund davon sprechen, andere würden von den „wichtigen Problemen“ ablenken, ist das nur noch lächerlich. Als hätten Sie die Definitionshoheit für die „wichtigen Probleme“…

  5. Hv natürlich habe ich keine Definitionshoheit. Doch sollte man nicht die formale Logik total ausschalten. Die FAZ, die ja nicht verdächtigt werden kann in der Hand von linkslinken Gegner von Orbán zu bestehen, hat ihren Text nicht berechtigt. Sie geben eine andere Version an. Einer hat Recht, der andere hat Unrecht. Ich habe zigmal mitgeteilt, dass ich weder Zeit noch Lust habe mit der FAZ zu streiten und nocheinmal nachzufragen, warum sie nicht korrigiert haben. Aber Kollege Kálnoky hat vielleicht dort mehr Einfluss und persönliche Bekannte. Und wenn die FAZ korrigiert, dann werde ich selbstverständlich bekennen, HV hatte von Anfang an Recht und ich irrte mich, weil ich auch den Standpunkt der FAZ beachtete.

    • Herr Pfeifer, es gibt keinen Standpunkt der FAZ, sondern einen Irrtum, eine Falschübersetzung der FAZ. Sie können aber ungarisch, Sie wissen, was Orbán Viktor gesagt hat.

      Sie können zwar noch 100 mal sagen, die FAZ hätte geschrieben, der Himmel sei grün Wenn Sie nicht farbenblind sind, wissen Sie, dass der Himmel nicht grün, sondern blau ist. Was es für einen Sinn hat, darüber zu reden, dass es zwei Versionen vom Himmel gibt, weiß ich nicht.

      Aber das Wichtige ist nicht einmal diese eine Falschübersetzung, die ist ja nicht sehr gewichtig: Problematisch ist eben, dass dieses kleine Beispiel genau jene Art der Kritik illustiert, die vollkommen unproduktiv ist und eben – wie schon einmal geschrieben – nicht zur Beruhigung der Lage beiträgt. Das ist jene Art der Kritik an Fidesz und an Orbán, die darauf beruht, dass es unnötig ist, sich detailliert mit Tatsachen auseinanderzusetzen, dass es egal ist, wenn man ab und zu Unwahrheiten behauptet (von mir aus auch bloß irrtümlich), soweit eben die grobe Richtung der Kritik stimmt und das „große Ganze“ bzw. der „dahinter stehende Geist, der mehr ist, als die Einzelteile“ aufgezeigt wird.

      Diese Art von Kritik, die nicht nur Sie, sondern sehr viele andere auch vertreten, ist unproduktiv, zum Teil sogar schädlich und vor allem auch gänzlich unnötig, weil es sehr viel gibt, was man an Orbán und an Fidesz kritisieren kann und muss – aber eben inhaltlich präzise, sachlich und fundiert.

  6. Rudolf Sie haben Recht: es ist notwenidig sich mit den Tatsachen sachlich auseinanderzusetzen. Aber wenn FAZ nicht korrigiert hat und es sich so verhält, wie Sie schreiben, dann ist doch in erster Linie FAZ zu kritisieren. Ich habe getan, was in meiner Macht stand, ich habe die Redaktion in Frankfurt kontaktiert, wurde in Verbindung gesetzt mit deren Brüsseler Mitarbeiter, habe diesen auf den Einwand von HV aufmerksam gemacht.
    Seither habe ich in Print einige Artikel publiziert und HV sowie die Poster haben keinen Sachfehler gefunden. Dass sie mit meinen Wertungen nicht einverstanden sind, das liegt in der Natur der Sache und belebt die Diskussion.
    Ich muss nicht auf HV publizieren und vielleicht ist dieses ständige darauf Bestehen, dass ich mea culpa bekenne, ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass meine Postings hier unerwünscht sind. Es könnte auch sein, dass die von anderen unkommentierte Veröffentlichung von Angriffen unter der Gürtellinie gegen meine Person in diese Richtung zeigen.

    • Sie sind unerwünscht? Jetzt kommen mir wirklich gleich die Tränen. Spielen Sie nicht das Opfer, Herr Pfeifer, Sie haben im vergangenen Jahr mehr als 800 (!) Kommentare hier veröffentlicht, ein einziger, in dem Sie Ihren Irrtum zugegeben hätten (den Sie längst kennen), wäre ausreichend gewesen, dieses Thema abzuschließen. Ein Kommentar von mehr als 800…

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