Der Monetärrat der Ungarischen Notenbank hat in seiner Sitzung vom 25.09.2012 zum zweiten Mal in Folge den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. Dieser liegt fortan bei 6,50 Prozent.
Der Zinsschritt war – wie schon die Senkung vor zwei Wochen – von der Mehrheit der Analysten nicht erwartet worden. Die Entscheidung wurde abermals mit knapper Mehrheit getroffen, ein Zeichen dafür, dass Notenbankpräsident András Simor und seine beiden Stellvertreter erneut von den „externen Ratsmitgliedern“ überstimmt worden sind. Das Nachrichtenportal Index.hu spricht von einem „Kampf in der Nationalbank“. Die Fachabteilungen der Bank hatten sich aufgrund der Inflationsgefahr gegen einen Zinsschritt ausgesprochen.
Eine erste Analyse:
Es ist klar, dass mit diesem Schritt die Inflation angeheizt wird. Denn die Notenbank hat bereits die Prognose für die jährliche Inflationsrate von 5,3% (im Juli) auf 5,8% (im September) korrigiert.
http://www.portfolio.hu/en/economy/hungary_cbank_sharply_raises_inflation_estimates.24892.html
Wie bereits der Konjunkturbericht der deutsch-ungarische Industrie- und Handelskammer (AHK Ungarn) zeigte, sinken die Reallöhne derzeit um -3.8%. Damit ergeben sich für die Arbeitnehmer in diesem Jahr deutliche Kaufkraftverluste. Die Inflation wird diesen Effekt noch verschärfen.
https://hungarianvoice.wordpress.com/2012/08/26/ahk-ungarn-konjunkturdaten/#comment-9807
Das Finanzportal Portfolio.hu spricht in diesem Zusammenhang von Tauben (externe) und Falken (interne Mitglieder) und zeigt in einer Grafik, wie sehr sich die einzelnen Mitglieder der Notenbank in ihrem Stimmverhalten seit ihrer Ernennung unterscheiden.

Deutlich ist in der Grafik die Trennlinie zwischen den internen und den externen Mitgliedern zu sehen. Andrea Bártfai-Máger and Ferenc Gerhardt haben sich noch im August gegen die Leitzinssenkung ausgesprochen.