Brüller des Tages: Vergleich der staatlichen ungarischen Nachrichten mit der ARD-Tagesschau

Ein kurzweiliger Vergleich der staatlichen ungarischen Nachrichten (M1 Híradó) mit der ARD-Tagesschau. Beide Sendungen wurden am Karfreitag ausgestrahlt.

Wer erkennt den Unterschied?

27 Kommentare zu “Brüller des Tages: Vergleich der staatlichen ungarischen Nachrichten mit der ARD-Tagesschau

  1. Jetzt wäre es natürlich noch ideal gewesen, waren auch die ungarischen Nachrichten auf deutsch untertitelt gewesen. OK, dass es in der Tagesschau um Weltpolitik ging, während die ungarischen Nachrichten nur über Ungarn, oder genauer gesagt, über Fleisch, Schokolade und Schnee berichtet haben, habe ich auch so verstanden. Aber worum ging es in der letzten Sequenz (Fidesz/Bajnai)?

    • @freiwild:

      Die letzte Sequenz betraf die geplanten Proteste am Geburtstag von Fidesz. Die M1-Nachrichten verlasen eine Pressemeldung des Fidesz, wonach der ehemalige MP und Kandidat von „Együtt 2014“, Gordon Bajnai, seine „Soldaten“ zurückrufen solle. Zusätzlich wird ein Statement der CÖF, einer sehr regierungsnahen Zivilorganisation, verlesen. Mit vergleichbaren Aussagen.

      Zusammenfassend ist die letzte Sequenz reine Regierungswerbung. Und betrachtet man die eingeblendete Aussage „Bajnai a bajt hozza a nemzetre“ (Bajnai bringt Schaden über die Nation) – die sich die staatlichen Nachrichten somit zu eigen machten – wäre das ganze eigentlich ein Fall für die Medienbehörde.

      Wie ich Anfang 2012 schon einmal in anderem Zusammenhang schrieb: Die staatlichen Nachrichten werden durch sowas zur Farce.

  2. Gerne schreibe ich morgen (heute Abend) über die von mir festgestellten Unterschiede. Heute bin ich nach langen Recherchen etwas müde…

  3. Alle Nachrichtensendungen in Ungarn waren auch unter der vorherigen Regierung nicht anders! Immer sehr eng Ungarn bezogen.

  4. Ich verstehe zwar das Ungarische nicht, jedoch den Inhalt. Es ist einfach traurig, dass die Ungarn zu sich selbst keine Distanz hinbekommen und mit Abstand schauen können, was sie fabrizieren. Die bringen sich doch selbst in eine Sackgasse. Die Frage ist nur, wie lange die EU da zusieht und nichts unternimmt. Der derzeitige Weg der Ungarn ist für mich der Weg in eine Diktatur. Man kann aus der Geschichte nicht lernen, wenn man sich mit dieser nicht beschäftigt. Sie sollten schleunigst für sich die letzten 100 Jahre reflektieren und was sie selbst zu dieser Geschichte beigetragen haben!

    • Dazu sollte man wissen, dass in Ungarn gibt es mindestens vier verschiedene Abendnachrichten. In Deutschland oft die selbe läuft in ARD, ZDF und noch auf 3Sat.
      Was ist wichtiger, Osternschinken oder Kongo, das sollte jeden selbst entscheiden.
      Ich finde beides Todlangweilig gewesen. Außerdem, wer schaut noch Fernsehennachrichten?
      Bitte, sollten sie ein paarmal nach Ungarn fahren, und diese Diktatur Blödsinn ist sofort vergessen, versprochen! Ja, was die reflektieren betrifft, diese Rat könnte man fast für alle
      Nationen geben, es ist wie mit dem erste Stein.

  5. HV, der Link scheint nicht mehr verfügbar zu sein, der Meldung von YouTube zufolge hat die MTVA das Video aus Urheberrechtsgründen gesperrt (beide Links).

  6. Ich halte diese Nachrichtencollage für etwas überzogen/ zugespitzt, wenngleich im Kern die Kritik richtig ist. (Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass MTV an diesem Tag gar nichts über Nordkorea berichtet hat. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass der Regisseur dieses Videos durch Auslassungen einen krasseren Kontrast herausarbeiten wollte).
    Richtig ist, dass Meldungen über aktuelle, nationale Nahrungsmitteltrends ihren Ursprung schon vor 1989 hatten und man seit dem solche Nachrichten nicht hinterfragt hat. Ein Aspekt dessen wurde aber bislang evtl von nichtungarischen Betrachtern unterschätzt: Seit dem neuen Mediengesetz besteht die Pflicht, in Nachrichtensendungen auch x % positive/ neutrale Nachrichten unterzubringen, um somit das effekt-/skandalhaschende „bad news are good news“ zu bekämpfen.
    Interessant finde ich den Vergleich zwischen Franziskus-Berichterstattungen, darin wird die schwache Qualität der Berichterstattung in der Tat sichtbar. Die Meldung über das Erstürmen des Fidesz-Parteihauses wirkt in der Tat etwas tendenziös. (Fairer Weise muss man aber auch festhalten, dass die österreichische „Zeit im Bild“ auch gegen deutsche öffentlich-rechtliche Nachrichtensendungen „abstinkt“.)

  7. In Ungarn ist mehr Pressefreiheit und Demokratie als in Deutschland. In Ungarn existieren nicht nur die öffentlich -rechtlichen Fernseh- und Radiosender, sondern auch die Privaten, wie Hír Tv, Echo Tv und der stark linksliberale ATV. Die Informationen in Ungarn sind nicht so einseitig, wie in Deutschland, man kann waehlen zwischen den Sender und auch die Meinung der anderen Seite kennenlernen. Deswegen die Hetzkampagne gegen Ungarn ist eigentlich sinnlos. Die Magyaren kennen die Warheit und lassen sie sich nicht einschüchtern. Schade, dass die sehr alte und gute ungarische-bayerische Beziehung durch die Politik in der letzten Zeit so verschlechterte.

    • Können Sie mir schreiben, wer in Ungarn den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezahlt? In Deutschland erfolgt das über den Rundfunkbeitrag, den alle Haushalte entrichten müssen.

      • Und glauben Sie, dass deswegen sind die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland nicht durch die Politik beinflusst? Haben Sie in einem deutschen Fernsehen oder Rundfunk eine andere Meinung gehört als das, was die linksliberale Linie sagt, oder behauptet? Gibt es in Deutschland eine unabhaengige Stimme!?

      • @ildiko-fruzsina: Wer Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, bemerkt den einen oder anderen Unterschied.

      • @Peter
        In Deutschland erfolgt das über den Rundfunkbeitrag, den alle Haushalte entrichten müssen.

        Ja, genau und das ist dann ein Beitrag zur Funktionsfähigkeit der Gesellschaft, weil er nämlich eine Demokratieabgabe ist.
        Hübsch das Ganze.

      • Nun ja…da das vollständige Video der Nachrichten weiterhin online ist, glaube ich nicht an Nachrichtenzensur. Allerdings zeigt die MTVA, nicht über sich selbst lachen zu können. Ich fand den Zusammenschnitt, wenn auch „überzeichnet“, doch ziemlich gelungen. Der ungarischen Seher wurde am Karfreitag offenbar von sämtlichen Themen der Weltpolitik „verschont“. Thema waren stattdessen Schokohasen, die Kochrezepte der Ungarn und auch die böse Opposition. 😀

    • „Die Magyaren kennen die Warheit und lassen sie sich nicht einschüchtern.“

      fein, man stelle sich einfach mal die gegenteilige behauptung vor…wie klingt denn das in den ohren der „freiheitskämpfer“!

      😉

      • Ich liebe sie alle, die schüchterne Warheit, Ildiko, Fruska und den Krampf der Kulturen. Wo liegt das Problem?

  8. Ein kurzer Hinweis, die ARD tagesschau dauert 15, die MTV Híradó 30 Minuten.

    Themen der ARD tagesschau von 29.03.2013 20:00

    Regierungskrise in Italien, Nordkoreas Drohungen, Obama-Rede über das US-Konjukturprogramm, UN-Vertrag zu Waffenhandel, UN-Truppe im Kongo, Urteil Vlahovic, Rekord im Weltall, Karfreitagsfeierlichkeien in Rom. Karfreitag Protestanten, Gedenken am Mahnmal Bittermark, Schumacher gesteht Doping, Das Wetter

    Für die Mitblogger und andere Leserinnen und Leser, die der ungarischen Sprache nicht mächtig sind, ein kurzer Inhaltsüberblick der MTV Híradó:

    Karfreitag – christlicher Feiertag

    (Videobeiträge dazu aus Jerusalem/Israel, Rom/Italien, Vojvodschaft/Serbien, Debrecen/Ungarn, Auszug aus dem Interview mit dem katholischen Kardinal Erdö Péter, )

    Österliche Vorbereitungen in Ungarn ( Einkauf, Hygienekontrollen bei den Eier- und Fleischverkäufern, Hinweis auf erhöhte Verkehrskontrolle während der Feiertage, Videobeitrag über ein Kinderkrankenhaus, wo ein Unterstützer aus Italien ein Riesenschokoladenei zum Ostern geschenkt hat,)

    Folgen vom Schneechaos (Berichte über die Straßenverhältnissen, Schneeblokaden, Wetterprognosen etc.)

    Statistische Wirtschaftsdaten, Bezug zu den Erwartungen der Europäischen Union, Angaben über Erfolge der ungarischen Regierung, Hinweis auf die Feststellungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) über die monetäre Stabilität in Ungarn, wie auch auf die von IWF geäußerte Auffassung über Risiken hinsichtlich der staatlichen Verschuldung und des langsamen Wachstums. Nach IWF-Berechnungen werde die Wirtschaftsaufschwung in Ungarn im Jahre 2014 beginnen.
    Unmittelbar darauf folgt eine kritische Stellungnahme der oppositionellen MSZP (Wort- und Videobeitrag mit O-Tönen).

    Darauf folgt wiederum eine schriftliche Stellungnahme (Auszug aus einer MTI-Meldung der mitregierenden Partei FIDESZ, sinngemäß zusammengefasst: „Wir brauchen keine Belehrung. Die Linken hatten das Land schon früher ruiniert“.

    Bericht über die staatliche Übernahme des ungarischen Firmenzweiges der deutschen „e-on“ mit dem Ziel, mitbestimmen zu können bei der Festsetzung des Gaspreises für die ungarischen Verbraucher. Durch den Kauf (in Höhe von 870 Millionen Euro) wird demnächst nicht e-on, sondern die ungarische Regierung mit den Vertretern des russischen Gaslieferanten GASPROM über den Kaufpreis verhandeln.

    Bericht über die eingegangenen Bewerbungen auf die staatliche Ausschreibung zum Betrieb von nationalen Tabak-Läden (es gibt eine Neuregelung zum Verkauf von Tabakwaren in Ungarn).

    Bericht über die Inbetriebnahme einer mittelständischen Firma durch einen Staatssekretär aus dem ungarischen Entwicklungsministerium (mit einer gezielten staatlichen „Werbung“ (Aufforderung) zur Gründung von mittelständischen Firmen in Ungarn).

    Ein kurzer regionaler Hinweis auf den Ausbau von Infrastruktur (Bau- und Reparatur von Verkehrswegen).

    Ein kurzer Hinweis auf staatlichen Zuschuss für ungarische Chöre und Orchester.

    Verlesen wird ein Auszug aus der Pressemitteilung zum 25jährigen Bestehen der Partei FIDESZ hinsichtlich deren Werteordnung und Zielen (die Arbeit, die Familie, das Heim und die Nation). Die Gründungsmitglieder würden nach wie vor an der Kraft des Zusammenhalts und der Liebe glauben.

    Bericht über die Anhörung von drei verdächtigen Demonstranten, die im Zusammenhang mit der Besetzung der FIDESZ-Parteizentrale Anfang März (2013) in Budapest (mit Einblendung von Archivvideo). Es wird auf die Mitteilung der Polizei hinsichtlich der Ermittlungen hingewiesen. Auch die Gegendarstellung der Verteidigung (Anwälte der „Vereinigung für die Freiheitsrechte“) wird verlesen. Darauf folgt die Stellungnahme einer Vertreterin (Timea Szabó) der Wählervereinigung „Zusammen 2014 – Dialog für Ungarn“ in diesem Zusammenhang mit einem Appell an die „sich demokratisch nennenden Parteien“ zum Protest gegen die Festnahme und Anhörung der Demonstranten. Verlesen wird die Antwort der FIDESZ und der „Stiftung Ziviler Zusammenhalt“ darauf.

    Neuigkeiten über das Auslieferungsverfahren des irischen Autofahrers Francis Tomin, der im Jahre 2000 zwei ungarische Kinder mit Todesfolge überfahren hatte und später vor der Urteilsverkündigung nach Irland zurückgekehrt war. Mitteilung des ungarischen Justizministers Tibor Navracsics darüber, dass der bereits in Ungarn im Jahre 2002 für 3 Jahre rechtskräftig Verurteilte bereit sei, seine Strafe teilweise in Ungarn abzusitzen.

    Kurzbericht über das Strafverfahren gegen Personen, die in dem Verkauf von Sprach-Diplomen involviert waren.

    Kurzbericht über die Festnahme eines rumänischen Staatsangehörigen, der mit gefälschten Geldkarten straffällig geworden ist.

    Bericht über demografischen Zahlen aus der Volkszählung im Jahre 2011 in Ungarn.

    Nach meinem Dafürhalten unterschiedliche Sender-Schwerpunkte zum Informieren der Öffentlichkeit an einem Karfreitag. „I wsjo“, würde ein Russe sagen!
    Soviel für heute…

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