Ein lesenswerter Beitrag von Boris Kálnoky über die Situation der ungarischen Minderheit in Rumänien (genauer: dem Széklerland) erschien heute in der Welt-Online.
http://www.welt.de/politik/ausland/article121872593/Aufruhr-unter-den-Ungarn-in-Rumaenien.html
Die geplante Gebietsreform, die von der Regierung Victor Ponta mit Nachdruck verfolgt wird, soll mehrheitlich von der ungarischen Minderheit bewohnte Gebiete zu größeren, dann mehrheitlich von Rumänen bewohnten Gebieten zusammenlegen. Es geht um die Verwaltungsbezirke Hargita, Covasna (ung. Kovászna) und Mures (ung. Maros). Die Székler bangen um ihre Minderheitenrechte, Rumänen begründet den Schritt mit Erfordernissen der Regionalentwicklung. Kálnoky beleuchtet die Sichtweise beider Seiten und das historisch begründbare Misstrauen, insbesondere bei der sich (wohl zu Recht) unterrepräsentiert fühlenden Székler-Minderheit.
Ein wichtiger Beitrag: Die Schilderung der Situation der ungarischen Minderheit in den Nachbarländern steht bei der Mainstream-Presse – nicht zuletzt dank der häufigen Schilderung Ungarns als regionaler Störenfried – nur selten auf dem Plan. Dabei zeigt die Situation die Komplexität der Lage in Mittelosteuropa.
Die von Kálnoky erwähnten Pogrome der rumänischen Mehrheit gegen die ungarische Minderheit in Targu Mures (ung. Marosvásárhely) im Jahr 1990 sind deutschen Lesern kaum bekannt. Ein Detail: Es waren ungarische Roma, die mit dem Spruch „Ungarn, fürchtet Euch nicht, die Zigeuner sind da!“ („Ne féljetek magyarok, itt vannak a cigányok!“) auf der Seite der Minderheit eingriffen und so Schlimmeres verhinderten. Näheres bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethnische_Ausschreitungen_von_Târgu_Mureș
Wer sich auch immer die Arbeit gemacht hat, den Wikipedia-Artikel zum Schwarzen März zu schreiben, es hat sich gelohnt. Denn wo vorher nur Schweigen war (es gibt tatsächlich kaum deutschsprachige Beiträge), dort dient er jetzt als erste Anlaufstelle für Interessierte. Und Dank Verlinkungen wie hier, wird er helfen das Thema ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Und das wiederum ist was das Széklerland braucht.