Das Internet-Nachrichtenportal Index.hu hat aktuelle Meinungsumfragen ausgewertet und – so heißt es im Beitrag – ein wenig mit den Zahlen gespielt. Das Portal zeigt auf, wie sich seit der Parlamentswahl 2014 die Mehrheiten verändert haben und ist der Auffassung, dass die Regierungsparteien Fidesz und KDNP derzeit nicht nur die 2/3-Mehrheit, sondern auch die absolute Mehrheit der Parlamentssitze verliegen würde. Nach der Einschätzung von Index gingen sämtliche Direktmandate in Budapest und 15 weitere (insgesamt 33) an die linksliberale Opposition (MSZP, DK, Együtt, PM), Jobbik erhielte 10 Direktmandate, Fidesz 63.
Index.hu schätzt, bei jetzt abgehaltenen Wahlen, folgende Mehrheiten im ungarischen Parlament (unter Einbeziehung der Listenmandate):
Fidesz-KDNP: 96
Linksopposition: 54
LMP: 5
Jobbik: 44
Nach dieser Rechnung wäre eine Regierungsmehrheit von Fidesz/KDNP nicht mehr gegeben. Regierungsmehrheiten bestünden – rechnerisch – bei Koalitionen von Fidesz/KDNP/Jobbik (140 von 199, 2/3-Mehrheit), Fidesz/KDNP/LMP (101 von 199 Stimmen) sowie bei einem „Gesamtbündnis“ der heutigen Opposition (103 von 199 Stimmen).
Die Regierungsparteien haben somit in wenigen Monaten seit Herbst 2014 nicht nur ihre 2/3-Mehrheit, sondern nach der Einschätzung von Index sogar die Regierungsmehrheit eingebüßt. Hiernach würde die rechtsradikale Jobbik ihre Stärke von derzeit 23 auf 44 Mandate fast verdoppeln können (+91%), wohingegen sich ein Bündnis der Linksopposition von 39 auf 54 Plätze (+38%) verbessern und LMP gleich stark (5 Sitze) bliebe.
Zweifel am Wahlergebnis von Tapolca sind nicht angebracht. Das Ergebnis ist nicht erfunden. Es ist auch kein statistisches Zufallsergebnis. Ich muss mich damit abfinden, dass die zentrale Schlussfolgerung aus dieser Wahl wahr ist. Die Zerlegung der Person Viktor Orbáns, der von den Hoffnungen vieler Ungarn auf eine Wende zum Guten emporgehoben, das Land bis zur Nachwahl in Veszprém mit einer Zweidrittelmehrheit regiert hat, ist für seinen Erzfeind der glatte Reinfall. Wer immer noch glaubt, „das Abstimmungsverhalten bei Wahlen sei ein bewusster Willensakt, in dem sich unsere Wertvorstellungen und unsere Urteile über politisches Handeln widerspiegeln und der nicht von Nebensächlichkeiten beeinflusst werde“, hat wirklich nichts begriffen.
Sanyi sagte gestern am Telefon, die Ungarischen Sozialisten, die habe er zum letzten Mal gewählt. Sein Ärgernis ist der Zählkandidat Ferenc Pad von den Sozialisten. Der sei am Wahlabend kein fairer Verlierer gewesen. Er habe dem Sieger der Wahl, Lajos Rig nicht die Hand gereicht.
FIDESZ, dem Ungarischen Bürgerbund hat Sanyi seine Stimme nie gegeben. Er würde Orbán auch in Zukunft nicht wählen. Doch Gyurcsány will er nach der verlorenen Wahl in Tapolca auch nicht mehr, die Sozialisten schon gar nicht.
Alles ist möglich? Wohl kaum, das Ende der Geschichte ist jedenfalls noch lange nicht erreicht.