Auch die Süddeutsche Zeitung berichtet über die fragwürdigen Seilschaften um die MAL

Ein Beitrag, der zur Lektüre empfohlen werden kann.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ungarn-mal-eigner-bakonyi-och-der-umweltschutz-1.1012646

Selbst die Süddeutsche Zeitung , sonst um Lorbeeren für die ungarischen Sozialisten und deren vermeintlichen wirtschaftlichen Sachverstand nicht verlegen, kann nunmehr die Augen vor dem offenkundigen „Raubtierkapitalismus“ im Ungarn der 90er Jahre, das Fortbestehen alter korrupter Seilschaften und dem unermesslichen Schaden für das Land, nicht mehr verschließen. Die Altkader und ihre Erben, denen hierzulande – wegen ihres vermeintlich sozialdemokratischen Aushängeschildes, gepaart mit einem „Macher-Image“ – allzu viel Verständnis entgegen gebracht wird (nicht „rechts“ zu sein, wirkt ja immer so sympathisch!), haben mit der europäischen Sozialdemokratie nicht viel zu tun. Sie vertreten vielmehr einen kalten Marktliberalismus, der einzig damit zu erklären ist, dass er ihnen die besten Möglichkeiten gibt, das zusammen geraffte Volksvermögen optimal zu verwerten.

Wer etwa glaubt, es sei Zufall oder das Ergebnis persönlichen wirtschaftlichen Geschicks, dass Männer wie Ex-Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány zu den reichsten Ungarn zählen, sollte zur Kenntnis nehmen, dass diese Menschen im „ausklingenden“ sozialistischen Zeitalter (wie Gyurcsány) als Jungkommunistenführer bestens vernetzt waren und somit alle Voraussetzungen erfüllten, um sich in die Reihe der Bakonyis und Tolnays (die Eigner der MAL AG) einzureihen. Dass die Schwiegermutter Gyurcsánys, Witwe des berüchtigten Kommunisten Antall Apró , im Kabinett Horn für die Privatisierungen mitverantwortlich zeichnete und ranghohe Positionen in den kreditgebenden staatlichen Banken hielt, ist natürlich auch alles nur Zufall…wer das Gegenteil behauptet, werden von Népszava & Co. Verschwörungstheorien vorgeworfen.

Möglicher Weise ist dies in den Reihen der westlichen Berichterstatter der Beginn eines dauerhaften Denkprozesses, der dazu führen könnte, dass man hierzulande endlich versteht, warum viele Menschen in Ungarn von der „transformierten“ Nomenklatur (früher Kommunist, jetzt Großkapitalist) genug haben. Und sich von diesen Menschen keine Vorträge über Demokratie anhören möchten. An dessen Ende könnte eine differenzierte Betrachtungsweise liegen, die nicht darauf beschränkt ist, die linksliberale Presse in Ungarn ins deutsche zu übersetzen: Diese ist übrigens gerade damit befasst, die MAL-Führung gegen den öffentlichen Druck zu verteidigen. Hinterfragen der eigenen MSZP-SZDSZ) Vergangenheit? Unerwünscht!

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Spendenkonten für die Unterstützung der Giftschlammopfer

Das Weblog Pusztaranger hat sich die Mühe gemacht, eine Liste von Spendenkonten zusammen zu stellen, die der Hilfe für die Opfer der Giftschlammkatastrophe dienen. Danke hierfür!

http://pusztaranger.wordpress.com/2010/10/12/giftschlammkatastrophe-spendenkonten/

Die Verlinkung erfolgt ohne Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.

Wir möchten auch die Warnung vor unseriösen Spendensammlern aufgreifen. Es gibt offenbar Kriminelle, die sich die Hilfsbereitschaft der Menschen für den eigenen wirtschaftlichen Vorteil auf verabscheuungswürdige Art und Weise zu Nutze machen wollen.

Pusztaranger vertritt – dies wird jedem Leser sofort auffallen – zur politischen Situation des Landes eine grundlegend andere Auffassung als Hungarian Voice. Dies spielt jedoch keine Rolle, wenn es – wie jetzt der Fall – darum geht, Menschen zu helfen.

MAL AG: Produktionsstart erneut verschoben

Das Unternehmen MAL AG, dessen Rotschlamm-Lagerbecken am 04.10.2010 geborsten war, sollte heute Mittag die Produktion wieder aufnehmen. Die Betriebsgenehmigung war nach dem Unglück, das mehrere umliegende Ortschaften verwüstet hatte, ausgesetzt worden. Die Aluminium-Hochöfen werden bereits seit einigen Tagen wieder aufgeheizt.

Das Unternehmen befindet sich weiterhin unter staatlicher Aufsicht.

Der Neustart der Produktion wurde verschoben, um – laut Pressemeldungen – „weitere Daten abzugleichen“.

Giftschlamm fordert neuntes Todesopfer

Die Zahl der Toten in Folge des Giftschlammunglücks in Ungarn vom 04.10.2010 hat sich auf neun erhöht. Ein Bürger aus der Stadt Kolontár erlag im Krankenhaus seinen chemischen Verbrennungen. Der sichzwischenzeitlich  in Untersuchungshaft befindende Unternehmenschef Bakonyi hatte nach dem Unglück verkündet, der Schlamm sei völlig ungefährlich. In dem Unternehmen MAL, dessen Schlammlagerbecken das Unglück ausgelöst hatte, hat mittlerweile ein staatlicher Kommissar die Leitung ünernommen. Ziel sei es, Schadensersatzansprüche der Opfer zu sichern und eine geordnete Rückkehr zur Produktion zu ermöglichen. Immerhin stünden mehrere tausend Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Süddeutsche.de: MAL-Unternehmenschef Bakonyi verhaftet

Süddeutsche.de über die neuesten Entwicklungen in Ungarn:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ungarn-aluminiumwerk-mal-nix-gesagt-nix-gemacht-1.1010744

Firmenchef Zoltán Bakonyi verhaftet – Geldbuße von bis zu 73 Millionen EUR für das Unternehmen droht – Staat übernimmt Aufsicht über MAL – Unternehmen entschuldigt sich für katastrophale Kommunikation nach dem Unglück.