Die ungarische Nationalbank (MNB) teilte heute mit, dass sie das noch offene Restdarlehen in Höhe von rund 721 Mio. EUR beim Internationalen Währungsfonds (IWF) getilgt hat.
IWF
Neuer Konflikt: IWF schließt Budapester Büro Ende 2013
Der Konflikt zwischen Ungarn und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ist erneut eskaliert. Der Präsident der Ungarischen Nationalbank, György Matolcsy, hat in einem Schreiben an IWF-Präsidentin Christine Lagarde die Tilgung des noch verbleibenden (im Jahr 2008 gewährten) IWF-Kredites für Ende 2013 angekündigt und zugleich mitgeteilt, dass er die Anwesenheit Des Fonds in der ungarischen Hauptstadt für unbegründet erachtet.
Lagarde reagierte prompt und kündigte an, der IWF werde sich Ende des Jahres zurückziehen. Das Budapester Büro werde geschlossen.
Das Verhältnis zwischen Ungarn und dem IWF ist seit mehreren Jahren angespannt. Ungarn hatte gehofft, zur zeitwese notwendigen Stabilisierung seines Anleihemarktes ein Standy-Kreditpaket – entsprechend eines Überziehungskredites – zu erhalten, die Verhandlungen gerieten jedoch mehrfach in eine Sackgasse und brachen dann ganz ab. Der Fonds hatte von Ungarn strukturelle Reformen – unter anderem eine Entlastung der Banken – gefordert, zu denen die Regierung nicht bereit war.
Gerade Matolcsy, der seinerzeit als Wirtschaftsminister die ökonomische Politik Ungarns repräsentierte, stand wegen seiner „unorthodoxen“ Maßnahmen mehrfach in der Kritik.
In diesem Jahr erwartet Ungarn ein geringes Wirtschaftswachstum, das Defizitverfahren der EU-Kommission ist beendet. Und auch der Anleihemarkt scheint sich zu stabilisieren. Allerdings ist das Verhalten Ungarns nicht ohne Risiken: Sollte, wenn auch nur aufgrund äußerer Einflüsse, der Finanzplatz Ungarn erneut unter Druck geraten, wäre eine eventuelle Hilfe des IWF wohl ganz und gar ausgeschlossen.
http://www.n-tv.de/wirtschaft/IWF-zieht-sich-aus-Ungarn-zurueck-article10996396.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ungarn-will-iwf-des-landes-verweisen-a-911213.html
Die Welt: Interview mit Wirtschaftsminister Mihály Varga
Mihály Varga, der Nachfolger György Matolcsys auf dem Posten des Ministers für nationale Wirtschaft, im Interview mit der Welt am Sonntag.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article115266039/Ungarn-braucht-keine-Finanzhilfe.html
Ungarn platziert Anleihen im Wert von 3,25 Mrd. US-Dollar am Markt
Ungarn hat – erstmals seit 21 Monaten – wieder eine Emission von Staatsanleihen in Fremdwährung (US-Dollar) platziert. Das Volumen betrug 3,25 Mrd. USD. 2 Mrd. USD hiervon wurden in 10-jährigen Staatsanleihen, 1,25 Mrd. USD in 5-jährgen Papieren ausgegeben. Die Emission traf auf reges Interesse der Investoren.
http://online.wsj.com/article/BT-CO-20130212-710385.html#
Ungarn versucht nach seinem vorläufigen Rückzug aus den Verhandlungen um eine IWF-Kreditlinie, derzeit mit Erfolg, sich über die Märkte zu refinanzieren. Die jetzt durchgeführte Emission stellt etwas mehr als die Hälfte des für das ganze Jahr geplanten Volumens in Fremdwährungsanleihen (ca. 6 Mrd. US-Dollar) dar.
Experten vermuten, dass Ungarn und der IWF früher oder später an den Verhandlungstisch zurückkehren werden. Zwar sind die Finanzierungszinsen für ungarische Schuldpapiere seit vergangenem Jahr erheblich zurückgegangen, eine Kreditlinie würde jedoch weitere zur Stabilisierung des Marktes beitragen.
Budapester Zeitung: Interview zur ungarischen Wirtschaftspolitik
Ein lesenswertes Interview der Budapester Zeitung mit dem Finanzanalysten und Mitarbeiter von Századvég, György Barcza, zur Wirtschaftspolitik der Orbán-Regierung, die IWF-Verhandlungen und die oftmals zu pauschale Kritik an der Regierung.
http://www.budapester.hu/2013/02/„ungarn-hat-keine-probleme-sich-zu-finanzieren/
IWF übt Kritik an der ungarischen Wirtschaftspolitik
Der Internationale Währungsfonds hat Bedenken bezüglich des Kurses in der ungarischen Wirtschaftspolitik angemeldet. Ungarn schlittere in eine Rezession, Aussichten auf eine schnelle Entspannung würden zunehmend schwinden.
http://derstandard.at/1358304986616/IWF-Ungarn-steuert-in-falsche-Richtung
Anleiherenditen auf 7-Jahres-Tief
Wie das österreichische Wirtschaftsblatt berichtet, ist die Rendite für 10-jährige ungarische Staatsanleihen auf 5,85 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gesunken.
Die Schlussfolgerung der Zeitung: Ungarn könne sein Defizit problemlos auch ohne Hilfen des Internationalen Währungsfonds finanzieren.
Bei der heutigen Auktion konnten abermals Anleihen im Volumen von 75 Mrd. HUF und damit 25 Mrd. HUF mehr als geplant am Markt platziert werden.
Wirtschaftsblatt.at über die sinkende Staatsverschuldung in Ungarn
Das österreichische Wirtschaftsblatt berichtet über die sinkende Staatsverschuldung und Neuverschuldung in Ungarn, die gute Performance der Landeswährung Forint seit Anfang des Jahres 2012, sowie die aus Sicht von Analysten sinkenden Chancen auf eine Einigung mit dem IWF:
http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrichten/europa_cee/1314627/Ungarn-senkt-Staatsverschuldung
IWF bezeichnet Matolcsy-Paket als in Teilen „nicht nachhaltig“
Wie das Wall Street Journal berichtet, hat der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer Mitteilung das Maßnahmenpaket der ungarischen Regierung als teilweise „nicht nachhaltig“ und „nicht wachstumsförderd“ bezeichnet:
„Several of the economic measures that Hungary has announced in recent weeks aren’t of a sustainable nature and won’t help growth, the International Monetary Fund said in an emailed statement to the Wall Street Journal on Monday.“
„As we stated before, we believe that the focus of fiscal adjustment should be on achieving a more balanced consolidation, shifting away from ad-hoc measures,“ said the IMF’s resident representative to Hungary, Iryna Ivaschenko.“
Nach Amgabe des WSJ glaubt eine Mehrheit von Analysten nicht mehr daran, dass es zu einer Einigung zwischen IWF und Ungarn über eine Kreditlinie kommen wird. Hingegen hatte Ministerpräsident Viktor Orbán bei Vorstellung des Sparpakets betont, nun seien die meisten Hindernisse aus dem Weg geräumt.
Kreditverhandlungen: Was will der IWF?
Wie Index.hu berichtet, sind wesentliche Punkte des vorläufigen Forderungskatalog des Internationalen Währungsfonds von Mitte des Jahres 2012 über eine Anfrage beim Zuständigen Minister Mihály Varga an die Öffentlichkeit gelangt. Nach dem Bericht hat der Fonds folgende Punkte angesprochen:
– Überprüfung der Flat Tax
– Steigerung der Effektivität bei der Steuererhebung
– Senkung des Umfangs der Staatsausgaben
– Abschaffung der Bankenabgabe
– Senkung der Ausgaben im kommunalen Sektor
– Überprüfung der Förderung des öffentlichen Verkehrs
Nach Angabe von Index.hu sei jedoch weder ausdrücklich die Senkung von Löhnen oder Rentenbezügen verlangt worden, wie die Regierung dies in ihrer Medienkampagne angesprochen hat.
http://index.hu/gazdasag/magyar/2012/10/31/kiderult_mit_ker_valojaban_az_imf/
Der ehemalige Finanzminister János Veres (MSZP) hatte den für die IWF-Verhandlungen zuständigen Minister Mihály Varga nach dem Inhalt der IWF-Forderungen gefragt. Varga beantwortete sie mit Schreiben vom 30.10.2012.