Die MSZP-Politikerin Ildikó Lendvai „beneidet“ die deutschen Kinder um die von KiKa ausgestrahlte Kindernachrichtensendung Logo!.
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„Zeichentrick-Krieg“: HírTV beantwortet Beiträge von KiKa und „ZAPP“
Der regierungsnahe ungarische Nachrichtensender HírTV hat in seiner Sendung Célpont die regierungskritischen Zeichentrickdarstellungen der öffentlich-rechtlichen Sender „KiKa“ („Logo!“) und NDR („ZAPP!“) beantwortet.
Célpont erklärt den kleinen ungarischen Kindern, dass
„in der EU die großen, mächtigen Länder alles dürfen. Das mächtigste Land sei Deutschland. Zwar würden sich Türken und Araber dort mitunter fürchten, weil sie Gewalttaten durch Rechtsradikale ausgesetzt seien. Die Neonazipartei sei in Deutschland trotzdem nicht verboten. Auch sei Deutschland sooo groß, dass das Land sogar Vorschriften darüber machen könne, wie z.B. Zypern sein Geld verwende. Obwohl Zypern unabhängig sei. Deutschland habe sooooo viel Geld, dass man dort sogar das Geld der Steuerzahler für selten blöde Zeichentrickfilme ausgeben können…„
Ferenc Kumin in den Nachrichten: Rechtliche Schritte gegen KiKa werden geprüft
Der für internationale Kommunikation zuständige Vize-Staatssekretär Ferenc Kumin in den staatlichen Nachrichten:
„Brüller des Tages“: Kindernachrichtensendung „Logo“ gibt Ungarn die „rote Karte“
Wie man weiß, wächst Ablehnung gegen bestimmte Gruppen nicht automatisch. Dies gilt gerade für Kinder. Und daher müssen Kinder indoktriniert, „auf Linie“ gebracht werden.
Bemerkenswerter Weise machen uns das in der Regel Diktaturen vor. Doch es gibt, wenngleich nicht als Ergebnis von Zwang, auch in freien Ländern eine „Linie“. Die hierzulande eingeführte kennen wir alle, jedenfalls was Ungarn angeht. Und weil Kinder – wie übrigens auch der eine oder andere Erwachsene – Zusammenhänge nicht immer (gleich) verstehen, muss die Welt ihnen möglichst einfach erklärt werden. Kevin oder Cedric aus dem Sandkasten unterscheiden sich kaum vom durchschnittlichen Zeitungsleser. Was natürlich die Gefahr in sich birgt, durch Vereinfachung auch Weglassungen und Verzerrungen in die Kinderköpfe zu transportieren. Aber was macht das schon: Wie wir wissen, kommt es nur auf das Wesentliche, das große Ganze an. Wenn das Werturteil feststeht, die Ängste und Sorgen berechtigt erscheinen, kann in Detailfragen ruhig gepatzt, notfalls sogar die Unwahrheit transportiert werden. Denn das große Ganze (vergleichbar mit einem zusammengesetzten Puzzle, liebe Kinder) ergibt sich schon lange nicht mehr zwingend aus der Summe der Puzzlestücke, sondern aus dem, was sich dienejnigen, die uns die Welt erklären, unter dem fertigen Puzzle vorstellen.
Diese Welt ist einfach, was sogar für die volljährigen Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gilt (wir erinnern uns an den Eurovision Song Contest und die Aussagen zu „Gulasch oder so“ im Bezug auf den ungarischen Beitrag).
Und Dank des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland wird der Ausschluss Ungarns aus der EU wohl zeitnah auch auf dem Schulhof kontrovers diskutiert.
Wir erinnern uns, auch zur Zeit des Mediengesetzes gab es eine vergleichbare Sendung schon. Nun aber legt „Logo“ nach.
Was erfahren unsere Kinder? Beruhigen wir uns erst einmal: Es geht über „Gulasch oder so“ hinaus. Es geht um hohe Politik. Etwa darum, dass „viele meinen“, dass sich Ungarn nicht so richtig an die Regeln in der EU hält. Dass „viele etwas meinen“, liebe Kinder, ist ein tolles Prinzip, es ersetzt die Suche nach der Wahrheit durch das demokratische Mehrheitsprinzip: Weil viele etwas „meinen“, muss es richtig sein. Ganz wie im Fußballstadion.
Das Problem mit Ungarn sei: Zwar seien die Politiker von den Bürgern gewählt worden, wie sich das in der EU gehört. Das, liebe Kinder, nennt sich „Demokratie“. Aber seit der Wahl „meinen viele“, dass die Politiker Dinge getan hätten, die in der Europäischen Union so nicht erlaubt seien. Journalisten könnten in Ungarn „nicht immer frei berichten“. Es gebe zum Beispiel Radiostationen, die keine Erlaubnis bekämen (Anmerkung für die Älteren unter uns: Klubrádió hat den Rechtsstreit gegen die Medienbehörde gerade gewonnen und Anspruch auf eine dauerhafte – kostenpflichtige – Frequenzzuteilung): All das geschehe, weil die Regierenden wollten, dass die Menschen in der Presse nur Gutes über sie mitbekommen (Anmerkung für die Großen und die Kleinen: Liest man die ungarische Presse, will das einfach nicht gelingen 🙂 ). Auch hätten die Politiker jetzt entschieden, dass das wichtigste Gericht nun „viel weniger Rechte“ haben soll – den Rest erfahrt Ihr dann in 15 Jahren beim Jurastudium…
Und deswegen sieht es so aus, liebe Kinder, als hielten sich die Ungarn nicht an die gemeinsamen Regeln in der EU.
Wir werden sehen, welche Verstöße gegen Europarecht sich tatsächlich herausstellen. Denn eine rechtliche Prüfung läuft selten nach dem Prinzip „was viele meinen“ ab, sondern richtet sich danach, was Richterinnen und Richter meinen. Klingt komisch, ist aber so. Und ich bin gespannt, wie „Logo“ das den Kindern dann beibringen wird.
Zwischenzeitlich empfehle ich der Redaktion von „Logo“, den Kleinen zu erläutern, was der „öffentlich-rechtliche Rundfunk“ ist und welche Aufgaben er hat. Vielleicht lerne ich noch etwas dazu.