Der Westdeutsche Rundfunk hat folgenden Beitrag von Stephan Oszváth am 12.10.2012 ausgestrahlt:
http://www.wdr5.de/sendungen/politikum/s/d/12.10.2012-00.05/b/wie-kann-das-sein.html
Im Wortlaut:
„Wie kann das sein! Räuberhauptmann Orban plündert die Lande
Viktor Orbán, der ungarische Ministerpräsident, wird heute von Angela Merkel in Berlin empfangen. Außerdem darf er bei der Konrad- Adenauer-Stiftung einen Vortrag halten unter der Überschrift „Europa im Aufwind.“ Hat der Mann mit den autoritären Ambitionen und riesigen Staatsschulden Kreide gefressen? Daheim in Ungarn wettert er gerne haltlos gegen die EU, hält nationalististische Blut-und-Boden-Reden und plündert wie ein Räuberhauptmann.
Politikum-Kommentator Stephan Ozsvath ist entsetzt
Es war einmal… So fangen auch in Ungarn die Märchen und Legenden an. Die Magyaren lieben Legenden, die beliebtesten sind die vom Betyár. Das ist der ungarische Räuberhauptmann. Der trieb im 19. Jahrhundert in der Puszta-Steppe und den Wäldern sein Unwesen. Klaute Schweine und Rinder und was sonst noch ging. Manch einer machte mit seinem Räuberhaufen auch beim Freiheitskampf gegen die Habsburger mit. Also: die mächtigen Ausländer.
Der Betyár heute heißt Viktor Orbán. Amtlich: Ministerpräsident. Mit Schweinen gibt er sich nicht mehr zufrieden. Er und seine Kumpane von der Regierungspartei Fidesz haben sich gleich ein ganzes Land unter den Nagel gerissen. Die bedrohliche Räuberflinte von einst ist heute die Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament. Ausländische Unternehmen müssen Sondersteuern an die Bande entrichten.
Und die Fidesz-Kamarilla wird fett von Staatsaufträgen, Orbáns Ehe-Frau ist Großgrundbesitzerin. Ein Parteifreund mit einer Werbefirma hat seit dem Machtantritt des Fidesz vor zwei Jahren achtmal mehr im Beutel – dank Staatsaufträgen. Aktuelle Anzeigen-Kampagnen in allen Tageszeitungen – Tenor : Wir machen uns nicht zum Sklaven des Internationalen Währungsfonds – machen einen anderen Parteifreund reich. Die medialen Sprachorgane – Zeitungen, ein Fernsehsender – gehören einem Fidesz-Finanzier und Orbán- Freund. Jetzt ist Zahltag. Treue Vasallen bekommen ihren Anteil an der Beute.
Räuberhauptmann Orbán
Doch die magyarische Schatzkammer ist nicht so groß wie der Appetit: Die Sozialisten haben leere Kassen hinterlassen. Die EU pumpt zwar Milliarden nach Ungarn – Kredite aber gibt es nicht – wegen der Hemdsärmeligkeit der Fidesz-Gang im Parlament. Auch die Vertreter des Internationalen Währungsfonds haben keine Lust, jemand, der sie permanent beleidigt, Geld zu geben. Das ärgert den Räuberhauptmann Orbán.
Zumal er seinem Volk, dem er nur rot-weiß-grünes Pathos bieten kann, jetzt reinen Wein einschenken muss: Es muss den Gürtel noch enger schnallen. Hunderttausende Ungarn, vor allem im Osten des Landes verarmen. Junge, gut ausgebildete Magyaren kehren dem Land den Rücken. Ungarische Intellektuelle von Welt-Format werden von mediokren Rüpeln, die sich Publizisten nennen, beleidigt. Der Stil ist der einer Straßengang. Politik ist zur Rauferei geworden – meint der Schriftsteller Rudolf Ungváry.
Damit die Wähler aber nicht merken, wie Orbán darob seine Fidesz-Bande mästet – hat der Kontrollfreak den Finger gegenüber den Chefredakteuren ständig am Abzug. Hunderte kritische Journalisten wurden durch Lakaien ersetzt. Die Medienbehörde kann jederzeit zum Medienkiller werden. Fidesz-nahe Unternehmen stornieren sofort Anzeigen, sobald die Linie nicht mehr stimmt.
Sündenbock EU
Außerdem müssen Sündenböcke her: Die EU – von der Ungarn Milliarden bekommt – aber zuwenig. Der Internationale Währungsfonds – von dem Orbán gerne Milliarden hätte. Die korrupten Sozialisten, die ihm eine leere Staatsschatulle hinterlassen haben. Die kritischen Ungarn im In- und Ausland – Vaterlandsverräter nach Fidesz-Lesart. Wenn sie Juden sind: Fremdherzige – eine Fachvokabel der Rechtsextremen. Die Botschaft: Haltet die Klappe, hier spricht der Räuberhauptmann.
Der selbsternannte Freiheitskämpfer Orbán nennt das Revolution. Der ungarische Volksmund sagt: Wer nah am Feuer sitzt, kann sich besser wärmen. Und um das Feuer sitzt sie gerade: die Bande des Räuberhauptmanns Viktor Orbán.“
Die ungarische Regierung als Räuberbande, die das Land ausplündert, Presse und Minderheiten gängelt. Beleidigungen auf Kosten der deutschen Gebührenzahler. Bravo, WDR. Mit diesem Beitrag ist das Niveau von Echo TV erreicht. Wie schön zu wissen, was manch einer unter Meinungs- und Pressefreiheit versteht.
Die Frage des Beitrages darf an den Autor zurückgegeben werden: „Wie kann das sein?“