Zerbrechen die Kooperationspläne von MSZP und Együtt 2014?

In die geplante Kooperation zwischen der Ungarischen Sozialistischen Partei (MSZP) und dem Wahlbündnis „Dialog für Ungarn – Gemeinsam 2014“ (PM-Együtt 2014) gerät schlechte Stimmung. Ex-Ministerpräsident Gordon Bajnai, der Spitzenkandidat des Wahlbündnisses, verärgerte den MSZP-Parteivorsitzenden Attila Mesterházy durch seinen überraschenden Vorstoß, der gemeinsame Herausforderer von Ministerpräsident Viktor Orbán bei der Wahl 2014 solle nach einer mehrwöchigen „Vorwahlkampagne“, einem TV-Duell und dem Ergebnis zweier danach durchgeführter Meinungsumfragen gekürt werden. Bereits vorab, so Bajnai, solle man sich festlegen, welche gemeinsamen Kandidaten in den 106 Einerwahlkreisen gegen Fidesz antreten sollten.

Mesterházy, der aktuell in Meinungsumfragen größere Beliebtheitswerte aufweist als Bajnai, wies den Vorschlag gereizt zurück. Mesterházy verlangte „Vorwahlen mit Menschen aus Fleisch und Blut“. Sollte Bajnai dies nicht akzeptieren, werde die Zusammenarbeit beendet und die MSZP werde mit der Gyurcsány-Partei Demokratische Koalition (DK), Gábor Fodor (Liberale) und Andor Schmuck (Sozialdemokraten) kooperieren.

http://index.hu/belfold/2013/08/23/mesterhazy_ez_ultimatum/

Bereits seit Wochen ist absehbar, dass die beteiligten Oppositionsparteien versuchen, sich eine bestmögliche Ausgangsposition für die Wahlen im kommenden Jahr zu verschaffen. Das neue Wahlrecht, das die Wahl der Direktkandidaten über ein relatives Mehrheitswahlrecht (ohne zweiten Wahlgang) vorsieht, begünstigt tendenziell größere Parteien mit gutem Mobilisierungspotenzial, d.h. aktuell eindeutig Fidesz. Um hier als Oppositionskraft Chancen zu wahren, wäre es somit sinnvoll, die Kräfte zu bündeln, anstatt das Oppositionslager auf mehrere (chancenlose) Kandidaten aufzuspalten.

Die Frage wird sein, ob die linke und liberale Opposition sich auf den im Ausland und in Wirtschaftskreisen angesehenen Bajnai oder den im Inland beliebteren Mesterházy festlegen wird. Die ausländische Presse steht spürbar im Bajnai-Lager, d.h. bei Zugrundelegung von Meinungsumfragen dürfte dies dem Ex-Premier eher begünstigen. Das weiß Bajnai, der sich – seinen Vorschlag zugrunde gelegt – bei der direkten Konfrontation gegenüber dem beliebten, aber mitunter farblos wirkenden Mesterházy in einem TV-Duell im Vorteil sieht. Die Kampagnen der Regierungspartei, die Bajnai als Person sicher für gefährlicher hält als den MSZP-Parteichef und auf dessen Kompromittierung ausgelegt ist, dürfte hingegen Mesterházy nutzen.

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