Investor.hu: Ungarische Wirtschaft wächst unerwartet stark

Investor.hu berichtet, dass die ungarische Wirtschaft in unerwartet starker Verfassung sei. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im Jahresvergleich um 3,9%, angetrieben insbesondere durch die Industrie und den Bau. Derartige Zahlen waren letztmalig im Jahr 2006 erreicht worden.

http://m.investor.hu/investor/20140814-brutalis-eroben-a-magyar-gazdasag.html

http://www.politics.hu/20140814/hungary-economy-grows-3-9-beating-expectations/

19 Kommentare zu “Investor.hu: Ungarische Wirtschaft wächst unerwartet stark

  1. Das Wirtschafts- und Finanzportal Portfolio.hu kommentiert das Ergebnis skeptisch:

    „From now onward, however, the growth rate will decrease, we believe, on two key factors: (i) a strong base effect (GDP grew by 1.1% q/q in the third quarter last year, a rather dynamic figure) and (ii) the impacts of the Russia-Ukraine crisis, deteriorating business cycle in western Europe (which is attested by the latest German and French data). …

    The reason why we expect deceleration for several quarters ahead is our scepticism that the current growth dynamics can be maintained in several areas.
    (~) Vehicle production capacities cannot peak for a very long time and the election effect cannot last forever, either.
    (~) The Prime Minister’s Office distributed HUF 200 bn worth of EU funding per month – it would be difficult to top up this huge rate.
    (~) We should also note that the losses to be caused for the banking system by the government’s relief package for foreign currency borrowers can seriously restrict the supply side of lending.
    (~) Hungary’s agriculture closed an excellent year in 2013, which – even under such precipitous weather – would be hard to surpass, and next year the high base could be an impediment for this component to push GDP higher.“

    http://www.portfolio.hu/en/economy/hungary_gdp_growth_picks_up_to_39_in_q2_beats_expectations.28217.html

    • Orbán hat die Auswirkungen der Russland-Ukraine-Krise – den der Portfolio.hu-Beitrag als negativen Faktor für das weitere Wirtschaftswachstum angesprochen hat – in seiner Freitagsansprache thematisiert:

      SPON schreibt unter der Überschrift: „Orbán ätzt gegen Brüssels Russland-Sanktionen“
      Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán hat die Europäische Union indirekt zu einem Umdenken in der Ukrainepolitik aufgerufen. … „In der Politik sagt man, das war ein Schuss ins eigene Knie.“
      Orbáns Kritik ist jedoch weniger von der Sorge um die Union getragen als vielmehr von den eigenen wirtschaftlichen Interessen seines Landes. Denn Russland ist für Ungarn der wichtigste Handelspartner außerhalb Europas.
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/sanktionen-gegen-russland-orban-aetzt-gegen-bruessel-a-986243.html

      • Er ist nicht der einzige, der sich so geäußert hat. Auch Fico hat sich meines Wissens kritisch zur Sanktionspolitik geäußert. SPON hat leicht reden: zwar wirkt sich die Situation auch auf die deutsche Wirtschaft aus, aber meines Erachtens nach längst nicht so stark, wie auf die mittelosteuropäischen Mitgliedsstaaten der EU. Meines Wissens nach hat Fico die Frage in den Raum gestellt, wem diese Situation am Ende nützen würde. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich denke, mit diesem Ansatz hat er durchaus recht. Die EU sollte lieber anfangen ihren eigenen Kopf anzustrengen, statt sich immer nur an die USA anzubiedern. Die Ukraine-Krise ist ein europäisches Problem, nicht nur weil alle unmittelbar beteiligten Länder in Europa liegen, sondern auch, weil das der Krise zu Grunde liegende Problem auch anderswo in Europa eine Rolle spielt und der Umgang damit die Zukunft der EU mitbestimmen dürfte. Katalanen, Basken, Sorben und Auslandsungarn / Székler sitzen alle im selben Boot wie die Russen in der Ostukraine, deshalb sollte sich die EU langsam mal eine Strategie in diesen Angelegenheiten einfallen lassen anstatt immer nur auf die bösen Nationalisten zu zeigen oder schlicht die Augen zu verschließen.

      • Helmut Schmidt hat schon vor Monaten Sanktionen für „dummes Zeug“ erklärt und die Schuld für die Eskalation auch beim Westen gesucht. Ich bin zwar mit Schmidt nicht ganz einer Meinung, aber man wird den Altkanzler doch jetzt hoffentlich nicht beschuldigen wollen, „europäische Werte“ zu verraten. Er hat eine vertretbare Position eingenommen. Wie Orbán.

        Eine der Ursachen für die Situation Russland/Ukraine ist sicher, dass man Russland nicht ernst nimmt. Da haben die USA und die EU Fehler gemacht. Die ehemalige Weltmacht hat Probleme damit, Einfluss verloren zu haben. Man muss aber schon etwas naiv sein, wenn man glaubt, Russland sieht tatenlos zu, wenn im Nachbarland plötzlich laut über den Anschluss an die EU nachgedacht wird. Man höre sich Putins Rede im Bundestag an und denke ein wenig über die Tatsache nach, dass russische Politik viel mehr auf Demonstration von Stärke basiert als das in Westeuropa der Fall ist. Und wir werden die Russen sicher nicht ändern.

        http://www.spiegel.de/politik/ausland/helmut-schmidt-verteidigt-in-krim-krise-putins-ukraine-kurs-a-960834.html

        Ganz und gar bemerkenswert sind folgende Aspekte in der ungarischen Politik: Jede – wirklich jede – ungarische Regierung versuchte, ein gutes Verhältnis zu Russland zu wahren. Gyurcsány hat nicht nur das Nabucco-Pipelineprojekt für Traumtänzerei erklärt, sondern warf Orbán sogar in dem Fernsehduell 2006 vor, das „Tor nach Russland“ verschlossen zu haben. Was man also kritisieren kann, ist die Schizophrenie, bei Annäherungen des politischen Kontrahenten an Russland zu schreien, aber selbst nicht anders zu handeln, sobald man an der Macht ist. Das gilt für alle.
        Der andere bemerkenswerte Aspekt ist, dass man die – wenn man so will – Anbiederung an Russland jetzt kritisiert, die damalige Position aber so hingenommen hat. Immerhin gab es 2008 einen Krieg gegen Georgien…

        http://mandiner.blog.hu/2014/03/05/amikor_putyin_oroszorszaga_meg_nagyon_fejlett_demokracia_volt

  2. Danke für die Information PFJ,
    Orbán hat die Wahrheit gesagt: Die EU hat sich ins eigene Knie geschossen.
    Der Spiegel hat ausnahmsweise mal etwas Gesagtes richtig wiedergegeben.

    Sie werden noch sehen. Der reiche Westen krankt daran, dass er immer alles aus seiner Wohlsatandsbastion heraus beurteilt. Russlands Menschen sind leidensfähig. Natürlich
    geht der Schuss auch für Putin und die seinen nach hinten los. Aber das dauert.

  3. Ungarns Wirtschaft wächst unerwartet stark?
    Darf das das`?Wo Ungarn doch schon 2012 ein Ramschland war und quasi schon damals am Rande des Saatsbankrotts segelte?
    Aua, das schmerzt aber sicher einige Leute ganz gewaltig, wenn sie lesen müssen, dass die Wirtschaft wächst.
    Nicht traurig sein Jungs (und Mädels)!! sicher findet ihr ganz schnell irgend etwas anderes, was man der Ramschregierung anhängen kann.

    • Seien sie sachlich!

      Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ist in erster Linie auf die starke Nachfrage nach Autos (Audi, Mercedes) und zum anderen auf überdurchschnittlich hohe Werte bei den Investitionen zurückzuführen.

      Schaut man sich die Zahlen genauer an, dann kann man erkennen, dass die Werte für den Bauwirtschaft (construction of buildings) auf Juni-Basis sogar zurückgingen (-15.2%), während die Infrastrukturmaßnahmen (civil engineering) um 21.6% zunahmen. Der übrige Bereich (specialised construction activities) nahm um 18.3% zu.

      Es handelt sich hierbei (a) um das Verbauen von EU-Fördergeldern aus der auslaufender Budgetperiode, und (b) um Projekte, die mit dem Wahljahr zusammenfallen.

      Die überdurchschnittlichen BIP-Zunahme ist also nicht die Folge eines nachhaltiges Wachstums – das auf einer seriösen Wirtschaftspolitik beruht -, sondern steht als Folgen von zeitlich begrenzten und teilweise einmaligen Investitionsmaßnahmen auf unsicheren Füßen!

      Dazu kommt noch das Anwachsen der Staatsverschuldung auf 85,1% des BIP, das eine Folge des schuldenbasierten Wachstums ist!

      http://www.portfolio.hu/en/economy/hungary_construction_output_grows_98_yr/yr_in_june.28212.html

      In diesem Kontext ist die Feststellung zu sehen, dass die „ungarische Wirtschaft unerwartet stark wächst“. Wenn sie es anders sehen wollen, dann jammern sie weiter.

      • Eine ausgezeichnete Kontextanalyse, die noch um einiges glaubhafter wäre, wenn sie vom Dr. Eckart mit der roten Nase stammen würde, weil der als Clown allemal glaubwürdiger ist, als ganz gewöhnliche Hirsche, die man im Wald so röhren hört.
        Doch Spaß beiseite, lieber Szarvasi, wie schätzen Sie eigentlich den Kontext des Wirtschaftswachstums in Burkina Faso ein? Kann denn wenigstens die Sahelzone, die sich nicht auf das Verbauen von EU-Fördergeldern aus der auslaufender Budgetperiode verlegt hat, den von Ihnen an Orbáns Ungarn angelegten strengen Maßstäben gerecht werden? Ich wünschte es Ihnen von ganzem Herzen.

      • „Seien Sie sachlich?“
        Ja klar doch , aber gerne, wenn Sie mir zeigen, dass Sie auf den Originaltext aus dem mein?? Selbstmitleidgejammer stammt mit haargenau diesen Satz geantwortet haben.

      • „Dazu kommt noch das Anwachsen der Staatsverschuldung auf 85,1% des BIP, das eine Folge des schuldenbasierten Wachstums ist!“

        Da haben Sie die Wirtschaftsweisen des Pester Lloyd schön wiedergegeben. Nur übersehen Sie ein paar nicht ganz unwichtige Aspekte.

        Der Anstieg der Staatsverschuldung (gemessen in HUF) auf 85,1% des BIP hat zum einen auch mit dem schwächeren Forint zu tun, immerhin läuft 40% der Staatsverschuldung in Devisen. Das hat auch, aber sicher nicht nur mit Orbán zu tun. Eines werden Sie mir sicher bestätigen: Die wechselkurskausale Zunahme des Schuldenstands landet ganz bestimmt nicht im „schuldenbasierten Wachstum“. Denn sie ist eine Frage der Umrechnung, mehr nicht.

        Viel wichtiger bei Betrachtung der „Rekordzahl“ 85,1% ist, dass der ungarische Staat in den vergangenen Monaten die gute Gelegenheit genutzt hat, die Märkte anzuzapfen und die erhöhte Nachfrage nach ungarischen Staatsanleihen durch erhöhten Absatz zu befriedigen. Warum wohl? Weil das Zinsniveau rückläufig war, und man sich so für absehbare Ausgaben im laufenden Jahr relativ günstig refinanzieren kann. Jetzt können Sie und der Lloyd gewiss rufen: „Das ist Schuldenpolitik!“ Ist es auch. Aber wenn man durch diesen Refinanzierungsschritt gleich mal die im Herbst fällige Tilgungsrate an den IWF über 2 Mrd. EUR reinholt (aufgenommen wurde der Kredit wann? Rischtisch: in 2008) und ein paar Kosten von Wiederverstaatlichungen dazu, dann scheint das keineswegs blöd, sondern eher vorausschauend.

        Da die o.g. Gelder für bestimmte Zwecke bereitstehen (also den Schuldenstand erhöhen), aber noch gar nicht für laufendes Wachstum ausgegeben wurden, kann die insoweit verursachte Zunahme der Verschuldung nach meiner Logik übrigens auch nicht Folge des angeblich „schuldenbasierten Wachstums“ sein. Vielmehr handelt es sich jedenfalls zum Teil (rund 500 Mrd. HUF) um geparkte Mittel für die anstehende Umschuldung des im Jahr 2008 aufgenommenen IWF-Notkredits.

        Nur weil also die Wirtschaft wächst und gleichzeitig der Schuldenstand, heißt das noch nicht zwingend, dass das Wachstum auf Pump stattfindet. Man sollte sich, vor allem wenn man von anderen Lesern Sachlichkeit mit Ausrufezeichen einfordert, also schon die Mühe machen, die einzelnen Töpfe anzusehen.

        Das alles entnimmt der interessierte Leser übrigens nicht dem Regierungssprachrohr Magyar Nemzet, sondern der oppositionellen Tageszeitung Népszabadság.

        http://nol.hu/gazdasag/regen-volt-mar-ilyen-magas-az-allamadossag-1480885

      • @HV
        Ich entnehme ihren wortgewaltigen Sätzen, dass sie an dem eigentlichen Kernsatz nichts auszusetzen haben:
        >>Die überdurchschnittlichen BIP-Zunahme ist also nicht die Folge eines nachhaltiges Wachstums – das auf einer seriösen Wirtschaftspolitik beruht -, sondern steht als Folgen von zeitlich begrenzten und teilweise einmaligen Investitionsmaßnahmen auf unsicheren Füßen! <>Firstly, the budget accumulates the biggest part of the annual deficit traditionally in the first half of the year, which needs to be financed.<<
        Man sollte auch erwähnen, dass bereits im July mehr als 2/3 des Jahresbudgets ausgegeben wurde und der Finanzminister einen Ausgabenstopp für die zweite Jahreshälfte verkünden musste!

        Nach Aussage von Finanzminister Varga liegen die Gründe aber auf der Einnahmenseite: EU-Strafen, sinkende Steuereinnahmen, Zurückhalten von fest eingeplanten EU-Geldern …
        So kann man es natürlich auch sehen.
        "Hungary announces fiscal adjustment measure to meet deficit goal"
        http://www.portfolio.hu/en/economy/hungary_announces_fiscal_adjustment_measure_to_meet_deficit_goal.28091.html

      • @HV
        Mein Kommentar (#commentar17789) wurde von WordPress zwischen den eckigen Klammern gekürzt, daher hier noch einmal der ganze Text – ohne eckige Klammern, bitte verschieben!

        @HV
        Ich entnehme ihren wortgewaltigen Sätzen, dass sie an dem eigentlichen Kernsatz nichts auszusetzen haben:
        „Die überdurchschnittlichen BIP-Zunahme ist also nicht die Folge eines nachhaltiges Wachstums – das auf einer seriösen Wirtschaftspolitik beruht -, sondern steht als Folgen von zeitlich begrenzten und teilweise einmaligen Investitionsmaßnahmen auf unsicheren Füßen!“

        Sie haben natürlich Recht, dass das Anwachsen der Staatsverschuldung auf 85,1% des BIP auch andere Gründe hat. Portfolio.hu nennt die Gründe:
        „Hungary’s government debt rises close to all-time high“
        http://www.portfolio.hu/en/economy/hungarys_government_debt_rises_close_to_all-time_high.28229.html

        Sie sprechen zwei der drei Gründe an (die Refinanzierung-Problematik und das Zurücklegen von Devisen-Reserven für schlechtere Zeiten).
        Den wichtigsten Grund übergehen sie:
        „Firstly, the budget accumulates the biggest part of the annual deficit traditionally in the first half of the year, which needs to be financed.“
        Man sollte auch erwähnen, dass bereits im July mehr als 2/3 des Jahresbudgets ausgegeben wurde und der Finanzminister einen Ausgabenstopp von 110 Milliarden Forint (ca. 330 Mio. EUR) für die zweite Jahreshälfte verkünden musste!

        Nach Aussage von Finanzminister Varga liegen die Gründe aber auf der Einnahmenseite: EU-Strafen, sinkende Steuereinnahmen, Zurückhalten von fest eingeplanten EU-Geldern …
        So kann man es natürlich auch sehen.
        „Hungary announces fiscal adjustment measure to meet deficit goal“
        http://www.portfolio.hu/en/economy/hungary_announces_fiscal_adjustment_measure_to_meet_deficit_goal.28091.html

        Übrigens, die Wechselkursverluste sollen nach Aussagen von Portfolio.hu gering sein:
        „This time the weakness of the forint contributed very little to the rise in the debt ratio since the euro firmed „only“ 1% against the Hungarian currency, likely lifting Hungary’s debt-to-GDP ratio by no more than 0.3 percentage points.“
        http://www.portfolio.hu/en/economy/hungarys_government_debt_rises_close_to_all-time_high.28229.html

  4. Da gibt es nur eins zu sagen, Turó Rudi: Die Leute vom äußeren Rand des Chaos, die den beinahe Staatsbankrott von 2008 mitzuverantworten haben (Konrád zB), wünschen sich kein Wortschaftswachstum für Ungarn unter Orbán, sondern den totalen Zusammenbruch. Ramsch-Publizisten verteilen Ramschempfehlungen. Ihre Eitelkeit lässt nichts anderes zu. Schade, dass Ungarn immer noch keine kompetente Opposition hat.

      • Stimmt. Ändert nichts an der Tatsache, dass die ungarische Opposition versagt – außer LMP vielleicht.

        Gestern habe ich auf dem Kossuth tér die Truppe Ország Gyülése Mozgalom beobachtet. Ein Ausländer kam zum Stand. Eine angeblich englischkundige Orbángegnerin dieser Truppe nur:
        No Orbán ! Orbán Diktator !!

        Und wie kann es sein, dass solche Penner in einer Diktatur vor dem Parlament eine kleines Zeltlager aufbauen können. Die OGYM Truppe hat der Orbán da hin gestellt ! Mir wurde mal wieder klar, warum Deutschland und Labanzenland nix versteht. Mit Gyurcsány, Bajnai
        und Pennern in der Opposition wird Orbán ewig regieren.

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