Erst Besuch im Plattenbau, jetzt Hungerstreik: Ferenc Gyurcsány in Aktion

Ferenc Gyurcsány tritt in den Hungerstreik. Gemeinsam mit drei Kollegen aus der Partei Demokratikus Koalició (DK) ist der ehemalige Ministerpräsident am Kossuth-Platz vor dem Parlament eingetroffen, um auf diese Weise gegen die geplante Einführung einer Wählerregistrierung (HV berichtete über die Pläne) zu protestieren. Der mit Gyurcsány befreundete Blogger und frühere Berater Zsolt Gréczy spricht auch von einer Aktion gegen den „Verbleib des Orbán-Regimes mit antidemokratischen Mitteln“. Die Unterstützung sei „riesig“ gewesen. Weitere Teilnehmer sind Csaba Molnár, Péter Niedermüller und István Kolber.

http://www.hir24.hu/belfold/2012/09/09/gyurcsany-ehsegsztrajkol-a-parlament-elott/

http://mandiner.hu/cikk/20120909_ehsegsztrajkba_kezd_gyurcsany

Die letzte publikumswirksame Aktion des Multimillionärs war ein mehrtägiger Besuch bei einer Familie in einem Plattenbau in der ungarischen Stadt Miskolc (HV berichtete).

Multimillionär Ferenc Gyurcsány zieht in den Plattenbau…

Diese Meldung ist kein Scherz.

Ferenc Gyurcsány, laut Jubilanten aus Übersee der „Tony Blair Ungarns“, seines Zeichens Ex-Ministerpräsident und auf Platz 50 der reichsten Ungarn, Miteigentümer einer während der stalinistischen Rákosi-Ära enteigneten und dem hochrangigen Parteifunktionär Antall Apró (dem Großvater von Gyurcsánys Ehefrau Klára Dobrev) zugewiesenen Villa in den schönen Hügeln von Buda, Eigentümer eines Landhauses nahe des Plattensees…zieht für ein paar Tage in einen Miskolcer Plattenbau.

Presseberichten zufolge haben Gyurcsány und die Führungselite seiner neuen Partei „Demokratische Koalition“ (DK) die Koffer gepackt und sind zu Gastfamilien in die Plattenbausiedlung Avas in Misklolc (Avasi Lakótelep) gezogen. Gyurcsány und seine Mannen (eine Frau ist auch mit von der Partie) wollen, jedenfalls nach ihrer Darstellung, die Realität, die Luft des ungarischen Alltags, spüren. Der sieht für viele Menschen so aus:

Die Avas-Plattenbausiedlung in Miskolc

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der als Ministerpräsident „glücklose“ (Zitat Gregor Mayer) Gyurcsány versucht im Rahmen einer Charmeoffensive der anderen Art den Beweis zu erbringen, dass er „nah am Menschen“ ist und – ganz nebenbei – im Sportleibchen (neudeutsch: „Peitsche“) gut aussieht, wenn es die Kamera von ihm verlangt. De jó fej, ez a Feri! (Fotogalerie).

Gyurcsány im Plattenbau: Volksnähe eines Multimillionärs (Quelle: HVG.hu)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist bestimmt reiner Zufall, dass in der Umgebung des Avas spätestens im Frühjahr „Zwischenwahlen“ stattfinden. Denn eine solche, auf Show angelegte, dümmlich-oberflächliche Art des Wahlkampfes wäre ja schließlich Populismus, und Populisten gibt es, wie wir von den willigen Presseattachés der ungarischen Opposition wissen, nur bei Fidesz.

Immer wieder schön zu sehen, wer als potenzieller Heilsbringer in den Startlöchern steht. Man stelle sich vor, der SPD-Aspirant für die Kanzlerkandidatur, Peer Steinbrück würde nach Marzahn ziehen. Man würde ihm den Vogel zeigen.