Kurze Preisträgerschaft: Ferenc Szaniszló gibt Táncsics-Preis zurück

Es dürfte eine der kürzesten Preisträgerschaften aller Zeiten gewesen sein.

Ferenc Szaniszló, Weltverschwörungstheoretiker und Moderator der im ungarischen Privatfernsehsender EchoTV ausgestrahlten Sendung Világ-Panoráma (Weltpanorama), hat den vor einer Woche an ihn verliehenen Táncsics-Journalistenpreis an den Minister für Humanressourcen, Zoltán Balog, zurück gegeben.

Hungarian Voice hatte am 14.03.2013 über die Auszeichnung berichtet.

Balog, der Szaniszló die Auszeichnung selbst überreicht hatte, bat in einem gestern öffentlich gemachten Brief um Rückgabe, nachdem die Verleihung wegen antisemitischer, antiziganistischer und wirr weltverschwörerischer Thesen des Preisträgers heftige Kritik im In- und Ausland ausgelöst hatte. Diplomaten aus den USA und Israel hatten Balog gebeten, die Preisvergabe rückgängig zu machen. Die internationale Presse berichtete ausführlich über den Vorfall.

Balog hatte sich, offenbar von der Heftigkeit der Kritik völlig überrascht, damit erklärt, die Äußerungen Szaniszlós nicht gekannt zu haben. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt bekannt geworden, dass selbst die Fachjury von der Berücksichtigung Szaniszlós abgeraten hatte. Die Initiative scheint von Staatssekretär János Halász ausgegangen zu sein.

Szaniszló setzte seinen altbekannten Stil auch bei Rückgabe des Preises fort: Man habe gegen ihn eine Verleumdungskampagne geführt, die Aussagen über ihn seien „offenkundige Lügen“.

Jeder, der die ungarische Sprache beherrscht, kann sich freilich über Youtube von den unappetitlichen Thesen Szaniszlós jederzeit selbst überzeugen.

http://www.hirado.hu/Hirek/2013/03/20/21/Szaniszlo_Ferenc_visszaadja_a_Tancsics_dijat_Balog_Zoltannak.aspx

Minister Balog bittet Szaniszló um Rückgabe des Táncsics-Preises

In einem heute öffentlich gemachten Brief hat der ungarische Minister für Humanressourcen, Zoltán Balog, Ferenc Szaniszló gebeten, den an ihn verliehenen Táncsics-Preis zurück zu geben.

In dem Brief erläutert Balog seine Beweggründe für die Preisverleihung (Ehrung von Szaniszlós Wirken als Reporter in den 80er Jahren sowie seine Arbeit als Berichterstatter in den Balkankriegen) und stellt klar, dass er von Szaniszlós jüngeren Äußerungen mit antisemitischem, rassistischem und wirr weltverschwörungstheoretischem Inhalt nichts gewusst hätte. Er bedauere die Preisverleihung und bittet Szaniszló um Rückgabe.

Balog hatte bereits zuvor erklärt, dass eine Entziehung des Preises nicht möglich sei.

Die Preisverleihung an zwei weitere umstrittene Personen – einer von ihnen ist der Sänger der rechtsradikalen Band Kárpátia – wurde von Balog nicht thematisiert.

http://www.balogzoltan.hu/balog-zoltan-levele-szaniszlo-ferencnek/

Táncsics-Preis für Ferenc Szaniszló

Während die internationale Debatte um die Verfassungsnovelle die Medien bestimmt, berichtete Index.hu heute über einen weiteren bemerkenswerten Vorgang. Man könnte von einem echten Aufreger sprechen, der einem den Magen umdreht.

http://index.hu/kultur/2013/03/14/szocs_geza_kael_csaba_es_szaniszlo_ferenc_is_allami_kituntetest_kapott/

Nach dem Bericht wurde niemand geringeres als Ferenc Szaniszló, Moderator und Host der Sendung Világ-panoráma auf dem rechtslastigen Privatsender EchoTV, aus Anlass der Feierlichkeiten des 15. März vom Minister für Humanressourcen, Zoltán Balog, mit dem Táncsics-Preis ausgezeichnet.

Balog (links) bei der Preisverleihung an Szaniszló (rechts)

Wer ist dieser Szaniszló? Der Zsolt Bayer für Leute mit stabilem Magen. Er steht im politischen Spektrum rechtsaußen und macht daraus in seiner Fernsehsendung keinen Hehl. In endlosen, vom Teleprompter abgelesenen, ermüdenden Monologen schwadroniert er über die vergangene  Größe Ungarns, die gegen die Magyaren gerichtete Verschwörung der „euro-atlantischen Entente“, die Kolonialmächte, die Ungarn versklaven wollten, hetzt gegen Juden, Roma und andere Minderheiten, gerne auch gegen Israel. Vom politischen Gegner ganz zu schweigen. Und tut dies in einer Art und Weise, die an Dümmlichkeit, Aggressivität und Unappetitlichkeit dem von der Westpresse zu ihrem Lieblingstroll erkorenen Zsolt Bayer weit voraus ist – im negativen Sinne, versteht sich.

Wen all das noch nicht überzeugt, dem sei gesagt, dass sogar der international als Fidesz-Gremium wahrgenommene NMHH-Medienrat, wegen jenes Szaniszló, den Sender EchoTV mit einer Geldbuße wegen rassistischer Äußerungen belegt hat. Kurzum: Szaniszló stellt den intellektuellen und stilistischen Bodensatz der ungarischen Medienlandschaft dar.

Wann lernt Fidesz, was man sich in der Politik erlauben kann und was nicht? Hat die internationale Reaktion auf Zsolt Bayer, den Fidesz-Politiker ebenfalls schon mit dem Madách-Preis Preis für kaum in Worte zu fassende kulturelle „Verdienste“ bedacht haben, nicht gereicht? Wann lernt Fidesz das Prinzip von Ursache und Wirkung, wann endlich Kunst der Kommunikation und all ihrer Bestandteile? Weshalb ist die Partei nicht in der Lage oder Willens, der fehlenden Professionalität einer Jugendbewegung zu entwachsen, ihre Politik anständig und ohne Arroganz zu erklären? Weshalb muss sie Zeichen setzen, die von der interessierten ausländischen Öffentlichkeit als Affront gegen die Grundregeln des zivilisierten Miteinander verstanden werden müssen? Bayer, Nyirö, Wass, Horthy, nun Szaniszló: Wer das Tor zur politischen Gosse aufstößt, der darf sich nicht wundern, wenn die Nachbarn sich über den üblen Geruch beschweren.

Wer mir nicht glaubt und einen stabilen Magen hat, dem präsentiere ich – unter ausdrücklichem Protest gegen die Äußerungen Szaniszlós – zwei  Auschnitte aus seiner Sendung:

Man könnte zahllose Videos dieser Art verlinken.

Werte Regierungsartei: Sie können Heerscharen von „Staatssekretären für internationale Kommunikation“ beschäftigen. Eine einzige Preisverleihung an Szaniszló macht vieler Monate, vielleicht gar Jahre anstrengender Arbeit zunichte.

Fidesz ist aufgefordert, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, anstatt sie zu wiederholen. So lange Szaniszló, Bayer und ihre Seelenverwandten mit staatlichen Preisen bedacht werden, anstatt zurechtgewiesen zu werden, muss die Partei damit leben, dass ihre Zugehörigkeit zu den bürgerlichen Parteien Europas mitunter in Zweifel gezogen wird.