Verbaler Angriff auf pensionierten Oberrabiner in Budapest löst Empörung aus

Ein verbaler Angriff auf den 90-jährigen ehemaligen ungarischen Oberrabbiner József Schweitzer inmitten der Budapester Innenstadt hat breite Empörung ausgelöst. Ein Unbekannter war auf Schweitzer, der Inhaber zahlreicher in- und ausländischer Auszeichnungen ist, herangetreten und ihn u.a. mit den Worten „Ich hasse alle Juden“ beschimpft.

Der Verband jüdischer Glaubensgemeinschaften in Ungarn (Mazsihisz) protestierte in einer Stellungnahme gegen die „Ungarn überflutende Welle von rassistischem Hass“.  Auch die Oberhäupter von drei großen christlichen Glaubensgemeinschaften (Katholische Kirche, Reformierte, Protestanten) schlossen sich umgehend an und verurteilten den Angriff scharf.

Die ungarische Regierung reagierte ebenfalls:

Die ungarische Regierung verurteilt auf das schärfste die Beleidigungen gegenüber Dr. József Schweitzer, dem weltbekanten Wissenschaftler und pensionierten Oberrabbiner des Landes, einen der geschätztesten ungarischen Intellektuellen.“

Die Regierung gehe streng gegen rassistische, extremistische und antisemitische Äußerungen vor. Sie tue alles, um derartige hasserfüllte Töne, die mit europäischen Werten nicht im Einklang stünden, zurück zu drängen.

Heute nahm auch der ungarische Staatspräsident János Áder zu dem Vorfall Stellung:

Dieser verbale Angriff hat, obwohl er gegen Professor Schweitzer gerichtet war, dennoch uns, alle Ungarn, in ihrer Selbsachtung getroffen. Es ist unbedeutend, dass der Täter unbekannt und allein ist, solche und vergleichbare Taten, die alle Mitglieder unserer Nation treffen, müssen uns alle mit Scham erfüllen“ – sagte der Präsident, und fügte hinzu: „Es genügt nicht, sich zu distanzieren, wir haben keine andere Wahl: Wir müssen den Dreck anderer selbst beseitigen„.

Áder forderte alle anständigen Ungarn auf, gegen Rassismus und Ausgrenzung vorzugehen.

Lediglich die rechtsradikale Partei Jobbik, deren Abgeordneter Zsolt Baráth jüngst im Parlament offen antisemtische Behauptungen aufgestellt hatte, versuchte den Vorfal zu relativieren. Gegen Baráth wurde durch die Staatsanwaltschaft ein Ermitlungsverfahren wegen des Verdachts der Aufstachelung zur Gewalt gegen eine Gemeinschaft (vergleichbar mit dem Tatbestad der Volksverhetzung) eingeleitet.

http://index.hu/belfold/hirek/2012/06/05/inzultaltak_schweitzer_jozsef_nyugalmazott_orszagos_forabbit/

http://index.hu/belfold/2012/06/06/ader_is_megszolal_schweitzer_vedelmeben/