Magdalena Marsovszky und das Schreckgespenst der „magyarischen Volksgemeinschaft“

Die Kulturwissenschaftlerin Magdalena Marsovszky über vermeintlich „völkische“ Tendenzen und die „ethnonationale Diktatur“ in Ungarn:

http://www.akweb.de/ak_s/ak572/45.htm

 

18 Kommentare zu “Magdalena Marsovszky und das Schreckgespenst der „magyarischen Volksgemeinschaft“

  1. „…und auch die Fidesz-Wahlkampagne verlief unter dem Motto, dass mit den Wahlen »Stephan der Heilige das Land von Béla Kun und seinen Nachfolgern zurückerobern« werde.“

    Wie bitte? Wer von Fidesz hat das gesagt?

  2. Naja Hochschule Fulda und AK-47. Schrill wie eine Trillerpfeife, aber wer gibt sich schon mit solchen Publikationen ab, oder mit Fulda?

    Ich weiss nicht, ob es sich lohnt, die Fehler aufzulisten.

    – De facto Segregation an Grundschulen gibt es leider – aber nicht erst seit Orbán.

    – Die EU hat Ungarn keine Fördergelder verweigert. Welche Sunmmen hat Ungarn denn bislang nicht erhalten?

    – die MSZP „Korruptionsaffairen“ sind real wozu also die Anführungszeichen?

    – Verbrechen rückwirkend aufzurollen ist ja wirklich verwerflich. Man sollte sie wohl aufrollen, bevor sie geschehen. Mir scheint, die Dame überschlägt sich hier vor lauter Feuereifer und meint eigentlich rückwirkende Gesetze – die es freiich in dem Zusammenhang meiner Kenntnis nach nicht gibt.

    Abgesehen davon befindet sich Frau M,, wie ich schon früher sagte, offenbar auf einem Feldzug, um das Wort „bürgerlich“ aus dem Wörterbuch zu streichen und durch „völkisch“ zu ersetzen. Manche Sätze in dem Aufsatz würden sogar stimmen, wenn man das Wort „bürgerlich“ hier und da einsetzt.

    Einige der Vorwürfe sind wahr – Jobbik erstarkt, es gibt Antisemitismus, und Antitziganismus, nur wird speziell zum letzteren Punkt die Verantwortung der Linken dafür verschwiegen.

    • Einzelne Aussagen können wahr sein, und trotzdem erscheint das Gesamtbild wie ein Zerrspiegel. Es geht auch um die Betonung, den Kontext, die Überzeichnung, die Weglassungen. Drei Punkte:

      – Der bizarre „Abrechnungsbeauftragte“ Gyula Budai (der sich durch seine katastrophalen Auftritte übrigens selbst demontiert) ist nicht der erste dieser Art. Wir hatten nach Abwahl von Orbán im Jahr 2002 einen gewissen László Keller (MSZP), ob M.M. auch darüber schrieb?

      – Die in Anführungszeichen gesetzten „Korruptionsaffären“ empfinde ich als schlechten Scherz. Ich erwarte von Frau Marsovszky, die sich ja selbst schon als Gyurcsány-Fan bezeichnet hat, aber nichts anderes.

      – Verbrechen werden immer „aufgerollt“ (d.h. geahndet), nachdem sie passiert sind. Also rückwirkend. Es sei denn, man glaubt an den Film „Minority Report“, wo Menschen schon vor der Tatbegehung, anhand ihrer Gedanken, bestraft werden. Aber ernsthaft: Aufrollen ist ok bzw. notwendig, was verwerflich wäre, ist die rückwirkende Einführung von Strafgeseten. Und die gab es, trotz aller Unterstellungen, bislang nicht.

  3. Das ist wahrlich kein freundlicher Text, sondern einer voller Zuspitzungen und Übertreibungen. Woher die Zitate stammen, wäre hier und da interessant. Einige, der von HV und Herrn Kálnoky aufgespießten Passagen sehe ich allerdings in etwas anderem Licht:

    – Es gibt einen gültigen Beschluss des Ecofin, wonach Ungarn ab 2013 495 Mio. Euro Kohäsionsgelder gestrichen werden sollen. Demnächst wird der Beschluss vielleicht aufgehoben. Aber vorerst gilt er. Frau M. suggeriert allerdings, dass diese Sanktionen wegen „zu viel Nationalismus“ und „zu wenig Demokratie“ verhängt wurden. Das ist nicht richtig. Das „Verfahren wegen eines übermäßigen Haushaltsdefizits“ orientiert sich ausschließlich an der Wirtschafts- und Finanzpolitik.

    – Die Anführungszeichen bei den Korruptionsaffären beziehen sich vermutlich auf die gescheiterten Skandalisierungsversuche Budais, die es ja auch gab. Kürzlich hat die Polizei festgestellt, dass den Philosophen um Ágnes Heller keine Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Forschungsgeldern nachgewiesen werden können. Die Vorwürfe waren wohl etwas voreilig. Die Vermutung liegt nahe, dass Budai auf ideologischer Basis handelte.

    An folgenden Stellen stoße ich mich allerdings:

    – Wieso ist „Ethnopluralismus“ negativ? Intuitiv ist das überhaupt nicht nachvollziehbar. Das Wort klingt nach Vielfalt ethnischer Gruppen und kultureller Diversität. Wo ist das Problem? Ich denke beim Lesen des Wortes keinesfalls an: „Ungarn den Ungarn“ usw.

    – Die Behauptung, Justiz und Notenbank hätten ihre Unabhängigkeit verloren, ist überzogen. Da die entsprechenden Gesetze zwar kritisiert wurden, die Prüfung durch EU-Kommission, Venedig-Kommission und EZB aber noch nicht abgeschlossen wurde, könnte man höchstens formulieren, dass die Unabhängigkeit von Justiz und Notenbank „bedroht“ sei.

    – Die Formulierung „Es gibt noch zwei oppositionelle Tageszeitungen…“ suggeriert, das andere Blätter schließen mussten. Daran kann ich mich aber nicht erinnern. Der ungarische Pressemarkt ist wie die ungarische Politik: gespalten. „Neutrale“ Medien gibt es im Prinzip nicht.

    – Dass sich die Situation der Roma seit 2010 verschlimmere, kann ich so nicht erkennen. Was die Roma-Strategie wirklich bringt, wissen wir wenige Monate nach ihrem Inkrafttreten noch nicht. Der eigene Anspruch der Regierung auf diesem Gebiet ist allerdings hoch.

    – Dass zivilgesellschaftliche Organisationen generell keine Mittel mehr vom Staat bekämen, ist sicherlich falsch. Könnte höchstens sein, dass einige regierungskritische NGOs seit 2010 auf dem Trockenen sitzen.

    – Wo Jobbik die Mehrheit habe, „überlasse“ die Regierung ihr die Roma. Soso. Was soll sie in solchen Fällen machen außer normaler Kommunalaufsicht und Opposition im Gemeinderat, um einem Jobbik-Bürgermeister und seiner Mehrheit im Gemeinderat die Roma wieder zu „entreißen“?

    – Dass die Garden noch aktiv sind, ist unbestritten. Dass die Regierung sie „dulde“, aber ein unzutreffendes Pauschalurteil. Ständig neue Verbote führten vermutlich nicht weiter, weil dann nur immer neue Organisationen gegründet würden. Das ist letztlich ein Problem, das man kurzfristig nur bei konkreten Gesetzesverstößen und langfristig nur politisch in den Griff bekommen kann.

    – In Gyöngyöspata fand Ostern 2011 kein harmloser Familienausflug, aber auch keine dramatische Evakuierung aus einer akuten Gefahrensituation statt. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.

    Abschließende Überlegungen:

    Über den Begriff „völkisch“ kann man streiten. Er lässt natürlich erst mal an die Nazis denken, was von der Autorin sicher gewollt ist. Aber eigentlich ist das nur eine Verdeutschung von „national“ oder auch „nationalistisch“.

    ch würde nicht so weit gehen zu sagen, dass Frau M. in allem, was sie schreibt, Unrecht hat. Sie überzieht, aber ihre Texte haben leider einen wahren Kern. Die nationale Symbolik und Rhetorik wird in Ungarn für meinen Geschmack überstrapaziert. Jobbik & Co. hat es leicht damit, an den offiziellen Diskurs anzudocken.

    Wie schlimm es um die politische Kultur im Lande bestellt ist, zeigen nicht zuletzt die endlosen, nicht zielführenden Debatten um historische und nationale Symbolfragen (siehe die Frage der Abg. Vadai zum Horthykult) und die leider alltäglichen Beschimpfungen des politischen Gegners. Im Grunde spiegelt Frau M’s Text diese Situation ganz gut wieder: der Artikel ist, obschon in fremder Sprache geschrieben, Teil und Ausdruck der bestehenden Kommunikationsdefizite im Lande selbst, quasi eine Verlängerung der ungarischen Innenpolitik ins Ausland.

    • Lieber Ungarnfreund,

      Ich will keine Haare spalten, aber es wurden keine Kohäsionsfonds verweigert. Punkt. Korrekt ist vielmehr, dass eine Suspension angedroht, nicht etwa Gelder endgültig verweigert wurden, und die Rücknahme dieser Drohung seither von der Kommision selbst vorgeschagen wurde.

      Ich finde Ihre ausführlichen Betrachtungen zu anderen Punkten vielfach zutreffend, vielen Dank – ich wollte mir die Mühe bei soviel Wust nicht machen. Der Text ist ideologische Agitation, aufgehängt an, wie Sie sagen, einem wahren Kern.

      • Warum nicht? Lassen Sie uns gemeinsam Haare spalten. Ich hab mindestens so gern Recht wie Sie 😉

        Frau M. schreibt, die EU verweigere der ungarischen Regierung Fördergelder. Die Pressemitteilung zum Ecofin vom 13.03.2012 finden Sie hier: http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/128917.pdf. Dort heißt es eingangs: „The Council today adopted a decision suspending EUR 495,2 million in scheduled commitments for Hungary under the EU’s cohesion fund, taking effect as of 1 January 2013.“

        Der Beschluss ist gefasst. Er würde real natürlich erst ab 1.1. wirken. Dazu wird es vermutlich nicht kommen, weil der Ecofin am 22.6. voraussichtlich den Suspendierungsbeschluss wieder aufheben wird. Es war dann aber immer noch mehr als eine bloße Drohung. Daher finde ich es ist noch vertretbar, „suspending“ mit „verweigern“ wiederzugeben.

        Nur irrt Frau M., wenn sie suggeriert, dass die Ursache für die Ecofin-Entscheidung die Entwicklung der Demokratie in Ungarn sei. Da gehts um Haushaltszahlen, sonst nichts.

  4. HV danke, dass Sie auf diesen Artikel von M. Marsovszky aufmerksam machen. Ich kannte diesen Artikel und die Zeitschrift, in der er publiziert wurde nicht.

    Ungarnfreund, die Völkischen gab es lange vor den Nazi.

    Wird die „magyarische Volksgemeinschaft“ angestrebt?

    Der ungarische Ministerpräsident lobt die zwei letzten erfolgreichen Jahre, ob die Mehrheit der Ungarn diese auch loben, darf bezweifelt werden und ich zitiere seine Website.:
    „Er schloss seine Rede damit, dass es für Ungarn charakteristisch ist, dass die kulturelle Homogenität im Sinne der Zivilisation ein großer Wert sein wird in der Zukunft, d.h. Fakt ist, dass in Ungarn keine Konfrontation von Menschengruppen verschiedener Weltanschauung droht“*

    M. Marsovszky schreibt:
    „Die demokratischen Prinzipien werden in Ungarn deutlich untergraben, der Kulturanthropologe Ákos Szilágyi spricht von einer »ethnonationalen Diktatur«. Seitens der Regierung, der Behörden und der Medien wird ein permanenter Homogenisierungsdruck auf die Einzelnen ausgeübt, sich im Sinne einer magyarischen Volksgemeinschaft zu verhalten und zu fühlen.“

    Diese Aussage von Marsovszky gründet also auch auf die Tatsache, dass Viktor Orbán kulturelle Homogenität anstrebt, was manche auch interpretieren als Anstreben politischer Homogenität. Gibt es noch einen Ministerpräsidenten in der EU, der „kulturelle Homogenität“ anstrebt?

    * „Beszédét azzal zárta, hogy a Magyarországra jellemző, civilizációs értelemben vett kulturális homogenitás nagy érték lesz a jövőben, vagyis az a tény, hogy Magyarországon nem fenyeget különböző világértelmezésű embercsoportok közötti összeütközés.“
    http://www.miniszterelnok.hu/cikk/sikeres_ket_evet_tudhatunk_maguk_mogott

    • Herr Pfeifer,

      wie immer freue ich mich, wenn Sie sich freuen. Der Beitrag M´s ist in der Tat Pflichtlektüre für alle Antifaschisten und hervorragend as Aufhänger geeignet, die immer selben Attribute wieder mal aufs Neue zusammen zu rühren.

      Was Ungarn betrifft, vermag ich zwar beim besten WIllen keinen „Homogenisierungsdruck“ zu erkennen, wo Ungarn doch keine so schlechten Minderheitengesetze hat. Aber wen interessieren schon solche belanglosen Details, wichtig ist ja stets das „Große, Ganze“.

    • ‘Homogénitás’ ist in der ungarischen Sprache ein Fremdwort. Das Wort wird üblicherweise mit „egyneműség“ übersetzt.

      Die Bedeutung des Wissenschaftsbegriffs ‚egyneműség’ wird so umschrieben: „“Jellemző tulajdonságaiban vmi-vel egyezős, azonos jellegű, fajú , anyagában, összetélelében egységes, egyféle, egyfajta.

      Der Trick, den Herr Pfeifer (?) anwendet, ist leicht zu durchschauen. Egyneműsíti az ‚egyneműség’ elvont főnév jelentését, hogy Orbán szájába lehessen rakni a „glájsaltólás“ szándékát.

      Orbán hat etwas ganz anderes gesagt.

      Um beim Thema zu bleiben. Wir nehmen jedes Mal etwas anderes mit, wenn wir nach Ungarn fahren. Beim letzten Mal war es Käse, ein Chaource aus dem Burgund. Als Panni ihn sah, sagte sie: „Ach, das ist ein Cabernet aus Tihany. Irgendwie hatte sie ja Recht. Auf der Halbinsel Tihany gibt es eine Schäferei und wenn man Glück hat, findet man dort sogar „Ziegelsteine“ http://media.vendegvaro.hu/34/34639/38942.jpg

      Weil der Ungar anders ist. Und weil das für Europa eine Bereicherung sein könnte, sollte das auch so bleiben.

      Völkerverständigung, lieber Herr Pfeifer, beginnt nicht mit Wortverdrehung, dem Verfälschen der Worte anderer.

      Ich verstehe mich mit Panni sehr gut. Auch wenn sie es in ihrem Leben wohl kaum noch lernen wird, dass zwischen einem “Tihanyi Cabernet Franc”
      “http://www.wein-winzer.com/www/de/wein/wein/11386_tihanyi_cabernet_franc.html
      einem Camembert und meinem Käse aus dem Burgund Welten liegen.
      Wie zwischen dem, was Orbán gesagt hat und dem Käse, den ein Milchmädchen daraus macht.

  5. Ich gebe Herrn Kálnoky und Magdalena Marsovszky Recht. Wer lässt sich schon mit einer schrillen Trillerpfeife ein.

    Ich pflege lieber Umgang mit Kleinkriminellen und lerne gerade Schwarmintelligenz. Am besten gefällt mir der Neffentrick. Ich stehe auf intellektuellen Trickbetrug, dafür brauchst Du nämlich nur Drei, einen der es schreibt, einen der es glaubt und einen der die Rechnung bezahlt. In Brechts Stück »Die Mutter« heißt es im Lied »Lob des Lernens« in der letzten Strophe:

    »Lass dir nichts einreden!
    Sieh selber nach!
    Was du nicht selber weißt,
    Weißt du nicht.
    Prüfe die Rechnung. Du musst sie bezahlen«

    Für intellektuellen Betrug reichen Drei und ein Quäntchen Schwarmintelligenz schon aus.

    Nehmen wir einfach mal die Überschrift des Artikels von Magdalena Marsovszky:

    „Alles, was nicht national gesinnt ist …

    Die Hauptzielgruppe für Trickbetrüger, die mit dem so genannten Neffen- bzw. Nichtentrick aufwarten sind Betagte, im Besonderen allein stehende Menschen. Einzelpersonen, also Leute, die man kontrastiv mit der ungarischen Regierung sehen sollte. So eine Regierung besteht ja normalerweise nicht nur aus einem Betagten, sondern aus Vielen, aus FIDESZ und aus JOBBIK zum Beispiel. Der Einfachheit halber wird auch gesagt, Orbán ist die Regierung, d.h. Orbán ist FIDESZ und JOBBIK, eigentlich ist Orbán aber nur JOBBIK, weil er für ein besseres Ungarn eintritt. Und so weiter und so fort.

    Für intellektuellen Betrug braucht es nur Drei, Marsovszky, geistig schon Betagte und Schwarmintelligenz.

    Ich fragte einen Freund. Hat Ungarn Schwarmintelligenz? Meinen väterlichen Freund plagt der Weltschmerz. Sziv és pohár tele búval, borral. Eine vernünftige Antwort gab er mir noch nie. Er sagte. Húzd rá cigány, ne gondolj a gonddal.

    Ich nahm mir Brechts Lied und seine Worte zu Herzen und zog los, ließ bei Klingenbach die zivilisierte Welt hinter mir und fand mich in Sopron in der Tiefebene wieder. So weit mein Auge blicken konnte, sah ich nur Gehörnte. Dazu passte die Abbildung in Brehms Tierleben: Das magyarische Graurind. Die Ähnlichkeiten waren verblüffend: Unterentwickelt, kleiner Körper, niedrige Widerristhöhe, stand im Brehm, beim Auftreten dieser Eigenschaften spielten schlechte Futterqualität und unangemessene Lebensumstände eine Rolle. Charakteristisch seien die weniger harmonisch geformten Hörner und schiefe Struktur der Beinknochen., eine vom Aussterben bedrohte Rasse. Es gäöbe davon auch einen milchproduzierenden Typus. Das Euter ist stärker entwickelt. Wo Euter, da fließt Milch und Honig, dachte ich mir. Ich wollte es wissen. Nur gab es da ein Problem. Ich habe zwar schon mal gesehen, wie eine Kuh gemolken wurde, es fehlten mir dazu aber Schemel und Eimer. Woher die nehmen? Ich ließ mir von meinem NAVI alle Einkaufsstätten im Tiefland der Umgebung anzeigen: Metro, Interspar, Aldi, Lidl, Penny, Tesco. Alles das Gleiche. Ich schaltete das Navi aus und begab mich in die nächste Ortschaft. Noch ehe ich den 120 Seelenort erreicht hatte, sah ich die Aufschriften: Metro, Interspar, Aldi, Lidl, Penny, Tesco Ich fragte bei Tesco nach Schemel und Eimer. Sie schüttelten den Kopf. Ich wurde lauter. Da löste sich ein Bewaffneter aus dem Schwarm, der am Eingang des Supermarktes wachte. Er trug die Aufschrift: „Török Bizonsági Szolgálat“. http://www.toroksec.hu/ Ich schlug im Wörterbuch nach: ‚török’ heißt „Türke“. Sie sind hier noch präsent, dachte ich mir. Alles, was ich über Ungarn gelernt hatte, die Eroberung von Ofen am 2. September 1686, die zweite Schlacht von Mohács am 12. August 1687, die Eroberung Belgrads 1690, die Schlacht bei Zenta 11. September 1697, der Überfall auf Sarajevo am 13. Oktober 1697 und der Friede zu Karlowitz – alles schien für die Katz. Der Türke stand nur einen Meter vor mir. Er verlangte meinen Ausweis, warum ich nach Schemel und Eimer gefragt hätte, wofür ich Schemel und Eimer brauchte. Es kam zu einem Wortgefecht. Sie hätten genug, von denen, die hier nur zum Melken herkämen. „Történelem, történetem tejfölülnézetben“. Ich solle mir die Milch aus dem Regal holen. Eskortiert von einem türkischen Wachmann stand ich schließlich kleinlaut vor den Kühlregalen. „Valaha minden egyszerű volt“, dachte ich mir. Péter Esterházy schrieb über jene Zeit: „De gyűlölöm!“ „Valaha minden egyszerű volt, ment haza az ember hajnali részegségben, már nyitnak a boltok, félig fölhúzott redőnyök előtt tejesüvegrekeszek, mellettük zsemle zsákban, az ember rájuk se bír nézni, gyomra fordul, ám körülnéz, az ember, reggelire, délben jó lesz, vesz magának innen-onnan is, vett magának akkoriban mindenki, tele az utca tejesüveges emberekkel, ki korán kel, s fekszik. Az üveg tej a magyar hajnal helyi színe, ám legfontosabb tulajdonsága a hangja, az üveg tej csörömpöl, akár a villamos, az első, és mint a boltredőny, melyet immár egészen fölhúznak, jőnek a rekeszért, látják szomorúan, ma csak három üveg hiányzik. Szépen indul a nap, feléd. A tejesüveget aztán vissza is lehetett váltani, pofátlanul, hosszú sorok a tejesüveg-visszaváltók előtt, nem látja, gyerekkel vagyok, kismamáknak tejesüveg-kedvezmény. A tejesüveget gondos kezek tisztára mossák, gondos népünk győzni fog, erről én gondoskodom, tehát vagyok, gondoskodtak rólunk, egy pohár tej, tiszta fejadag. Tejesüveg sincs, s te se vagy már, miért, hagytuk, hogy legyen tejeszacskó. Eresztékeiben rengett meg a rend, szer, tej szivárgott alapba-felépítménybe, ím egy szöveg, egy író, maga is tejtermék, a vaj köpülésekor megmaradó, ó, a vajszínű árnyalat!, szabatos definíciója 1988-ból, -ról: A zacskóstej egy tejeszacskó, azaz egy műanyag zacskó, amelyben tej van. Tehát van tej. Ez bizony nagyon is demokratikus dolog. Viszont a tejhez hozzáférni, pontosabban a tejet onnét kiszabadítani, szabadsággal megajándékozni, mert mondjuk reggel van, és szikkadt zsömlénket valamibe áztatni kéne, részint, akár mindenevő fogazatunkkal erőszakosan, akár késsel technokratán, tudjuk, nagyon bonyolult, kényes processzus, ravaszság, erő és némi rezignáltság szükséges hozzá, részint tökéletesen fölösleges, mert e zacskókból a tej folyton-folyvást: folyik. Minden tocsog! A bevásárlószatyor, az üzlet, a konyha, a család, az ország, tocsog, tocsog, tocsog. De gyűlölöm!,“

    Ich stand vor dem Kühlregal von Tesco. Ich habe nachgezählt. Im Regal gab es 56 verschiedene Sorten Milch. Ich habe die Verbraucherinformationen auf jeder einzelnen Verpackung studiert.

    Sie hat Recht. Frau Magdolna sagt die Wahrheit. Es steht auf jeder Verpackung:

    HOMOGENISIERT

    Der Ungar ist längst GLEICHGESCHALTET.

    Und am nächsten Sonntag erzähle ich Euch die Geschichte von Magdalenchen, dem Milchmädchen, den österreichischen Trickbetrügern und wie in einem Schwarm der richtige Bewegungsimpuls gesetzt wird. Damit die Rechnung aufgeht.

    Ich gebe Herrn Kálnoky Recht. Wen interesiiert schon die Trillerpfeife.

  6. Ich bekam noch vor Veröffentlichung meines Posts einen Anruf vom türkischen Generalkonsul. Er teilte mir mit, dass in Ungarn keine türkischen Truppen mehr stationiert seien. Ich weise deshalb darauf hin, dass es sich bei den Tesco-Türken um ein Missverständnis handeln muss. Im Weiteren habe ich noch einmal mein Wörterbuch aufgeschlagen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die ungarische Sprache zwischen ‚biztonság’ und ‚bizonyság’ unterscheidet. Richtig ist also „Török Biztonsági Szolgálat Kft.“, bizony.

    Zu ;bizon’ gibt es im Wörterbuch zahlreiche Beispielsätze. Mein liebster ist dieser hier:

    „Nem látd [=látod]. A dühős tehenet, hogy jön egyenesen rád?” Látta Miklos bizony, hogy ne látta volna!” A tehén nem bika!

  7. Sie sind alle herzlich in meine Seminare eingeladen, ich sehe, Sie verstehen nicht viel von der Sache. Das anfangs angezweifelte Zitat war so zu hören: „Die magyarische Staatlichkeit ist eintausend und einhundert Jahre alt. Die ungarische Linke ist einhundert Jahre alt. Am 11. April wählen wir! Stephan der Heilige oder Béla Kun, das ist hier die Frage! Ich bin der Meinung, am 11. April wird Stephan der Heilige das Land von Béla Kun und seinen Nachfolgern zurückerobern“ (HírTV, Lifeübertragung, 08.04.2010, 15.10 Uhr). Dies sagte in einem Werbespot an der Wahlveranstaltung von Fidesz der Regisseur Imre Kerenyi. Zitiert habe ich den Werbespot in meiner Publikation hier: „Ungarn: Gottheit der Nation. Tempel Karpatenheimat – Weihestätte der Volksgemeinschaft, in: Das jüdische Echo. Religion heute. Wozu? Glauben in einer säkularisierten Welt, Wol. 60, 2011/12 (5772), 124-131“.

    Den Begriff „völkisch“ muss ich in diesem Blog fast jedes Mal erklären. Ich habe Ihnen allen bereits früher lange Literaturlisten angegeben. Doch statt nachzulesen, polemisieren Sie weiter.
    Sie alle bekommen die Note „ungenügend“. Bitte, lesen Sie endlich nach, statt dummes Zeug zu reden!
    Sie könnten den Begriff „völkisch“ einfach nur in Wikipedia eingeben.
    Statt dessen drehen Sie immer die gleichen Kreise.
    Nicht sehr klug!
    Sie können einfach davon ausgehen, dass ich, als Wissenschaftlerin jedes einzelne Wort in meinen Publikationen belegen kann. Irgendwo in meinen Publikationen finden Sie jeden Beleg. Sehen Sie doch nach: http://forschungsforum.net/user/107.
    Wenn Sie etwas nicht verstehen, kommen Sie doch zu meinem Seminar! Nächstes Semester geht es um Antiziganismus.
    Schöne Grüße, M.M.

    • Werte Frau Marsovszky,

      es ist wohl dem Glück und der Unwissenschaftlichkeit dieses Blogs geschuldet, dass sich hier kaum einer für Ihre Notengebung interessieren wird.

      Es ist dem einen oder anderen Leser sicher nicht entgangen, dass Ihre Wortmeldungen hier nicht viel mehr widerspiegeln, außer einer pseudo-elitären und zutiefst überheblichen Einstellung. Das Gerede von den „Dummen“, die nicht verstehen und ihre wertvolle Freizeit dann auch noch mit Ihren Seminaren verschwenden sollen, um Erleuchtung zu erfahren, ist wirklich kaum zu ertragen, Frau Kulturwissenschaftlerin. Ich kenne keinen Hochschulprofessor (d.h. Wissenschafter mit abgeschlossener Habilitation!), der sich so einen Tonfall anmaßen würde. Und was Sie noch von diesen Herrschaften untescheidet: Keiner würde seine verkürzten und durchideologisierten Behauptungen in der Presse niederschreiben und sich dann beschweren, dass man die Fußnoten und Definitionen aus seinen zuvor verfassten Fachpublikationen nicht kennt.

      Das fortwährende Zurschaustellen Ihrer angeblichen Wissenschaftlichkeit ist (was Ihre Beiträge in Jungle World und anderen linken Randpublikationen angeht), wirklich befremdlich. Dieses elitäre Getue erinnert mich an einen klappringen Renault 5, der seiner Umwelt einreden will, ein Porsche Turbo zu sein.

    • Liebe Frau Masovszky,

      Sie müssen schon verzeihen, dass wir ihre Beiträge in extrem linken Medien so genau lesen, wie Sie das gerne für ihre relativ unbekannten wissenschaftlichen Beiträge wünschen. Ihre Artikel sind zugänglicher und leider mehr leiden- als wissenschaftlich. Wikipedia als Quelle zu nennen, spricht eigentlich für sich. Literaturlisten und Seminarbesuche anzubieten ist Diskussionsverweigerung – wir stellen Ihnen hier Fragen und Ihre Note im Fach Diskussionskultur kann noch stark verbessert werden.

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