Die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ brachte in den vergangenen zwei Wochen zwei Beiträge zur Halbzeitbilanz der amtierenden ungarischen Regierung.
Den Auftakt machte der Historkiker Béla Rásky, Geschäftsführer des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocauststudien am 19. Juni 2012. Er zeichnet das Bild einer „dilettantischen, flatterhaften und desaströsen“ Regierungsarbeit.
In seiner Replik vom 27. Juni 2012 lobt der Volkswirt Gábor Takács vom konservativen Nézöpont Institut die Regierungspolitik (trotz ihrer Fehler) als „mutig, innovativ und risikobereit“.
Es wird – wie so oft – in vielen Punkten ganz wesentlich vom eigenen politischen Standpunkt abhängen, welche der beiden Meinungen sympathischer ist. Der Tageszeitung „Die Presse“ zeichnet sich nicht zum ersten Mal dadurch aus, dass sie – als eine der wenigen Zeitungen europaweit – unterschiedlichen Sichtweisen zu Ungarn Platz bietet, was gerade in der aktuell geführten Debatte wichtig wäre („audiatur et altera pars“). Die Kollegen vom Standard und der Süddeutsche Zeitung könnten sich hieran ein Beispiel nehmen.