Dradio Wissen: Andreas Noll beobachtet die Blogs zu Ungarn – Hungarian Voice als Forum „zurückhaltender und dosierter Kritik“

Andreas Noll hat eine interessante Webschau zum Thema Ungarn verfasst:

http://wissen.dradio.de/ungarn-blogger-streiten-ueber-die-regierung-orban.33.de.html?dram:article_id=14339

„Das neue Jahr hat für Ungarn turbulent begonnen: Die neue Verfassung ist in Kraft und mehr als zehntausend Menschen protestierten dagegen in Budapest. Die Demonstranten forderten den Rücktritt Orbáns und warfen ihm vor, mit Hilfe der neuen Verfassung die Gewaltenteilung zu untergraben und die Macht der Regierung zu zementieren.“

Die ausführlichen Audio-Beiträge:

Webschau 04.01.2012, 9:02 Uhr

Webschau 04.01.2012, 13:02 Uhr

Breiten Raum gewährt Noll den Blogs, die er als Quelle „differenzierte Betrachtung“ sieht. Als Beipiele werden drei deutschsprachigen Ungarn-Blogs: Die ausgesprochen regierungskritischen Foren Stargarten und Pusztaranger einerseits sowie Hungarian Voice andererseits.

Noll über Hungarian Voice:

Auch dieser anonyme Blogger kritisiert Orbán – aber viel zurückhaltender und dosierter. Hungarian Voice ist der Meinung, dass die Berichterstattung in Deutschland und Österreich einseitig ist: „Die meisten deutschsprachigen Leser bekommen über Ungarn jedoch nur das zu lesen, was bestimmte, konkret: linksliberale oder linke Medienorgane als `berichtenswert´ erachten. Vor allem Beiträge im Standard und in der Süddeutschen Zeitung sind die Prototypen dieser – nach meiner Ansicht kritikwürdigen – Berichterstattung.“

Aus der Sicht von Hungarian Voice ist zum Beispiel die Auswahl der ungarischen Intellektuellen, die in den deutschen Medien regelmäßig zu Wort kommen, einseitig. Oder der Blogger berichtigt vermeintliche oder tatsächliche Fehler in den deutschen Medien, so wurde nicht ganz sauber über das Mediengesetz berichtet.

Ein weiteres Beispiel für eine differenzierte Sicht auf die Vorgänge in Ungarn ist der Umgang mit dem Klubradio, dem einzigen oppositionellen Radiosender Ungarns. Der Sender wird spätestens im März sein Programm einstellen. Die neu geschaffene und höchst umstrittene Medienaufsichtsbehörde hat die Frequenz einem anderen, bislang völlig unbekannten, Sender zugesprochen.

Für viele Medien in Deutschland ist das ein Skandal. Hungarian Voice verweist in diesem Zusammenhang auf marktwirtschaftliche Argumente. Klubradio habe schließlich das niedrigste Lizenzentgelt von allen fünf  Bewerbern geboten.“

Was die Demonstrationen zu Jahresbeginn und deren Behandlung durch das staatliche Fernsehen anbetrifft, sieht Noll Kritik auf beiden Seiten der politischen Palette:

Einig sind sich beide Lager in der Kritik über die Berichterstattung im Staatsfernsehen. Die Demonstration zehntausender Ungarn gegen die Orbán-Regierung zum Jahresbeginn erwähnte man dort nur kurz in den Hauptnachrichten – auf Bilder von der Demonstration verzichtete die Hauptnachrichtensendung völlig. „Das Staatsfernsehen lässt 100.000 Leute einfach verschwinden„, heißt es bei Pusztaranger. Hungarian Voice kritisiert, dass diese „Berichterstattung die staatlichen Medien zur Farce“ mache.“