HVG: Die Bayer-Gréczy-Achse

Die zur WAZ-Mediengruppe gehörende und als „der Spiegel Ungarns“ geltende Wochenzeitung HVG berichtete bereits am 05.01.2011 über die „Achse Bayer-Gréczy“. Bayer, Publizist bei der regierungsnahen Magyar Hírlap und Freund des Ministerpräsidenten Viktor Orbán, fiel zuletzt – nicht zum ersten Mal – durch antisemitische Töne in einem seiner Beiträge auf. Gréczy ist Publizist und war persönlicher Berater von Ex-Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány.

„Die Achse Bayer-Gréczy: Es stinkt tatsächlich etwas in Ungarn

Gestern kam der Leser von Zeitungen und Internet sowie der am öffentlichen Leben Interessierte in einen besonderen Genuss. Er konnte zeitgleich die „Neujahrsgrüße“ zweier führender Publizisten der miteinander in grausamem Kampf stehenden linken und rechten Parteien lesen. Es war eine niederschlagende Lektüre. Wahre Zeitdokumente.

Zsolt Bayer beantwortete in der Magyar Hírlap die ausländischen Reaktionen zum Mediengesetz:  „Es stinkt“ aus Ungarn – schreibt irgendein auf den Namen Cohen hörendes, stinkendes Exkrement irgendwo aus England. Cohen, Cohn-Bendit und Schiff. Die Népszava wiederum meldet sich mit der roten Figur eines Menschen mit großem Hammer, und fordert Pressefreiheit ein. Die meisten denken wohl, dass dies eine Neuigkeit wäre, dass ein derartiger Angriff noch nicht vorkam. Aber es gibt nichts Neues unter der Sonne. Leider ist es nicht gelungen, alles bis zum Hals im Wald von Orgovány zu verscharren…“

Auf stop.hu brachte auch Zsolt Gréczy seine Meinung zum Ausdruck, dies im Zusammenhang mit den Reaktionen der Auslandspresse und mit Ungarns EU-Ratspräsidentschaft: „Ein unfähiger, schädlicher und aufgeblasener Bengel lenkt heute unsere Heimat. Was immer er anfasst, wird sofort zu Scheiße. Nehmen wir nur Haushalt, das Steuersystem, die Rente, Bildung, Diplomatie, Umweltschutz.“

Der Stil sagt nur etwas über den Menschen aus, könnten wir jetzt sagen, aber was fangen wir dann mit den in großer Zahl eingetroffenen Reaktionen auf die beiden Schriften an (745 bzw. 779), deren Tonfall sich nicht einmal ansatzweise von dem der Autoren unterschied? Ein Vorgeschmack aus den moderierten (!) Kommentaren.

(es folgen Beispiele, von deren Übersetzung ich aus Zeitgründen absehe)

Zwei anerkannte, meinungsbildende, einflussreiche Publizisten und ihre Lager. Die allesamt glauben, dass sie – und nur sie – mit dieser Einstellung, mit ihrem Schlammwerfen, mit ihrem ausgrenzenden Tonfall, dem Wohl des Landes dienen.  Leider sind diese Beiträge in der letzten Zeit immer gemeiner, immer kämpferischer, immer befangener geworden. Als ob die Verfasser mit ihren Schriften ein blutiges Schwert im Land herumtrügen, schließlich ist das Land ja jetzt wieder in Schwierigkeiten, man will es zerstören – Fremde, Exkremente, Kranke, Unfähige, schädliche Menschen usw.

Hinter diesen Aussagen sind jedoch nur leere Phrasen, es gibt keine ernstzunehmende Argumentation, umso mehr Stimmung, Aggressivität, eine Art Voodoo-Wortmagie. Der Wunsch nach Abwertung, Ausgrenzung Vernichtung der anderen Seite bestimmt die Wortwahl, und dieser Tonfall, dieser Stil – dies entnimmt man den Kommentaren – durchtränkt bereits die öffentliche Meinung, die öffentliche Sprache. Und man braucht kein großes Talent, um vorherzusagen, dass mit Zunahme der sozialen Spannungen solche Sätze die Stimmungen weiter verstärken, so dass diese sich neue Ziele suchen.

All das hängt freilich eng damit zusammen, dass die Aggressivität, dieser intolerante Tonfall im letzten halben Jahr auch bei den „Oberen“, im Parlament, in den Reihen der Abgeordneten  spürbar waren: „Ihr seid Scheißhäuser“, „Hängt ihn auf!“, „Verpisst Euch!“ (Anm.: die vorsichtige Übersetzung von „Menjetek a picsába!”)– derartige Zwischenrufe waren selbst im Hohen Haus zu hören (bei vielen Abgeordneten auch außerhalb des Hohen Hauses!). Die Aktiven der ungarischen Politik haben bis Ende 2010 gelernt, dass sie solche Töne ohne echte Konsequenzen anschlagen und Schützengräben ausheben können, und dann offen die anders Denkenden, eine andere Sichtweise Vertretenden nicht nur verbal, sondern auch physisch beleidigen können. Schade, dass diese gemeine, unqualifizierte Wortwahl schon in den obersten Etagen zum Vorschein tritt.

Man könnte viele Bemerkungen und Zwischenrufe von Jobbik- oder Fidesz aufzählen, zuletzt hat aber auch Zsolt Török, der Sprecher der MSZP in seiner Neujahrsbotschaft von „einer diebischen, habgierigen und unverantwortlichen Fidesz-KDNP Kriminellenvereinigung“ gesprochen – und damit die publizistischen Mittel der Stimmungsmache verwendet. Was noch bemerkenswerter ist, dass jeder auf seinem Niveau von einer verschwommenen, unanfechtbaren, untrügbaren „Wahrheit“ spricht, und nur seinen eigenen Standpunkt für legitim erachtet.

Natürlich kann unter solchen (schrecklichen) Bedingungen keine Rede davon sein, dass man den anderen anhört, auch nicht von Argumenten oder einem streitigen Dialog. Es herrscht Kalter Krieg, wenn auch eine eigene Meinung, das Abweichen, die Kritik im eigenen Lager das Stigma des Verrats nach sich zieht. Mit uns oder gegen uns? – nur diese Frage stellt sich, und wer nicht mit uns ist, der ist gegen uns. Es gibt keinen Mittelweg. Weder zwischen den Parteien, noch innerhalb der Parteien. Wer nicht spurt, der wird abgestempelt, den Hunden vorgeworfen, unmöglich gemacht, gefeuert.

Ein Teil dieses Kampfes geht auf die „parteinahen“ Intellektuellen und die Medienelite zurück. Es gibt welche, die das Wort verbreiten, indem sie mit dem Parteibuch wedeln, und solche, die dies mit (unfreiwillig) erhaltenen Stempeln tun, und aus Überzeugung, Unterwürfigkeit, Treue oder auch nur des guten Geldes wegen einem Herrn, einer Partei oder einer Geisteshaltung dienen.“

Wie ich finde, eine sehr gute Umschreibung der Lage in Ungarn. Und die Frage, wer damit angefangen hat, ist ungefähr so leicht zu beantworten wie die Frage nach der Henne oder dem Ei. Und vielleicht schadet es nicht, dass wir den Inhalt des obigen Artikels auch bei der künftigen Diskussion im Auge behalten.

Das war mein Wort zum Sonntag 🙂

33 Kommentare zu “HVG: Die Bayer-Gréczy-Achse

  1. Vielen Dank für die Übersetzung des HVG-Artikels. Das erinnert an die verbalen Ausfälle in den Vereinigten Staaten, nur fast noch schlimmer. Sehr traurig. Gibt es denn nicht Bewegungen, die damit Schluss machen möchten, z.B. der Parteinachwuchs? Oder ist dort nichts zu erwarten?

  2. Aha, aber Bayer ist auch ein guter Freund von Viktor Orbán, das sind harte Fakten. Orbán liess sich demonstrativ mit Bayer fotografieren, zwei Tage nachdem dieser einen kruden antisemitischen Text in Magyar Hirlap publizierte. Und der Besitzer von Magyar Hirlap, der Millionär Gábor Széles ist auch ein guter Freund von V.O.
    Und die meist gelesenste Schweizer Tageszeitung berichtet auch über die Freundschaft Orbán-Bayer
    http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Viktor-Orbans-Freund-diffamiert-die-Juden-/story/10680884

  3. Der Unterschied ist nur, daß Bayers Angriffe jeder Grundlage entbehren und Propaganda sind, einem aber schon die Galle hoch kommen kann, wenn man mit ansehen muß, was Orbán, und zwar nicht erst seit Mai letzten Jahres, aus diesem Land macht.

  4. Naja verehrte Heike, wenn Sie das so schreiben .. ,
    dann muß es ja wohl stimmen.
    Wissen Sie, in Deutschland z.B. gibt es über alle Parteien hinweg mittlerweile viele, die heute dumm dreingucken, wie unternehmerhörig sich ihre Regierung erweist, und welche Rückschritte sie macht, Wort-wörtlich auf Kosten der Bevölkerung.
    Diese Regierung haben die Deutschen mehrheitlich gewählt .. und insbesondere die, die diese Regierung gewählt hatten, haben sie auch verdient!
    Sie scheinen in Ungarn die Orbán Regierung nicht gewählt zu haben, also haben Sie diese auch nicht verdient ..

    • Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen, auch nicht, was das mit Deutschland zu tun hat. Im übrigen bin heilfroh, diese Regierung nicht verdient zu haben. Denn Sie haben ganz recht, eine Menge Ungarn hat leider genau diese verdient.

  5. Hungarian Voice: warum dieser demagogische Dreh. Als ob ich irgendwie mit den Aussagen des Herrn Greczy in Verbindung gebracht werden könnte.
    Wie ich schon anderswo bemerkte, die von vielen Ungarn heute gesprochene Sprache unterscheidet sich sehr, von der Sprache, die ich in den Jahren 1938/39 gelernt habe. Viel zu viele Ungarn benützen eine ordinäre Sprache.
    Doch die Fäkalsprache eines Freundes von V.O. und eines Fidesz Mitbegründer in einer Zeitung die sich in der Nähe der Regierungspartei befindet, interessiert die Öffentlichkeit. Und ich denke, dass der Versuch, die Aussprüche mit dem Hinweis auf Gréczy zu relativieren zum Scheitern verurteilt ist.
    Ausserdem bedauert Bayer, dass 1919 zu wenig Linke massakriert wurden.
    Wie sich ein solches Bedauern mit den angeblich christlichen Werten von V.O. und Fidesz vereinbaren läßt, das ist eine interessante Frage.
    Also wenn Fidesz wirklich diesen Werten verpflichtet ist, dann könnte diese Partei sich zu den Auslassungen von Bayer äußern. Und gerade die Tatsache, dass sie das nicht tut unterscheidet sie von der CDU und anderen europäischen konservativen Parteien.

    • Ich sehe es nicht als demagogischen Dreh, Sie darauf hinzuweisen, dass Gréczy (Gyurcsánys „Freund“) durch Bayer nicht besser wird. Vielmehr stimme ich der HVG – einer Zeitung, der wohl keine Fidesz-Nähe vorgeworfen werden kann – in ihrer Lagebeurteilung zu. Sie hingegen sehen darin wohl eine Relativierung Bayers, obwohl weder die HVG noch ich das geschrieben haben. Es geht um etwas ganz anderes, nämlich den unterirdischen Stil in der ungarischen Politik. Belassen wir es dabei.

      Wenn Sie meinen Beitrag zu Bayers Artikel gelesen haben, sehen Sie, was ich von ihm halte.

  6. @Heike
    Ich mutmaßte, daß Sie die Weiterführung der Gyurcsány Regierung gern gesehen hätten. In Konsequenz eine Weiterentwicklung der Staatsfinanzen in ein totales Bankrott und Überführung der wenigen, noch in ungarischem Besitz befindlichen Wirtschaftunternehmen in ausländischen Besitz.
    Explosion der Verschuldung Ungarns unter Gyurcsány: Von 2003 bis 2010 von 20 auf 100 Milliarden USD = + 400 %, in 8 Jahren, wäre Ungarn in 2014 bei etwa 300 Milliarden USD = 21 Mrd. USD alleine für Zinsdienste bei etwa 60 Mrd. Staatshaushalt = Nie bezahlbare 1/3 !!!
    Was das für die Bevölkerung in ihrer Gesamtheit bedeuten würde, ob sie Gyurcsány gewählt hätten, oder nicht, kann man sich nicht mal mehr vorstellen.
    Ich meinte es vorhin etwas sarkastisch , wenn ich schrieb, daß Sie den Versuch einer Rettung aus dieser Situation – weil Sie eine Rettung/Veränderung garnicht erst wollten- nicht verdient hätten …

    • Da mutmaßen Sie falsch. Auch was die Veränderung angeht. Hingegen muß ich wohl mutmaßen, daß Sie in Orbán Ihren großen Erretter, sagen wir ruhig, Erlöser gefunden haben. Nur wird sich so wahrscheinlich gar nichts ändern. Nicht falsch verstehen, ist auch nur sarkastisch gemeint…

  7. Obschon der Tonfall in diesem Blog weiterhin „höflich-gemässigt“ bleibt, ist auch hier schon etwas von Spaltpilzen zur Polarisierung zu spüren.

    Es stört mich, dass in den Voten soviele Dinge, oftmals ungenau kolportiert, vermengt werden, und nicht der ARTIKEL SELBST disputiert wird:

    Es geht um die „Bayer-Gréczy-Achse“: Ein Hinweis auf die Tatsache, dass in Ungarn kaum noch Publizisten existieren zu scheinen, welche ohne Parteienbrille zu formulieren in der Lage sind. Befremdend, gar beängstigend ist der Tonfall, welcher bemüht wird (das wird gar schon „kultiviert“!!): Leider nicht erst seit gestern, sondern seit längerer Zeit.

    Somit ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass die „moderierten Kommentare“ zu den jeweiligen Publizisten ebenso verbissen-extrem-polarisiert – oftmals vorbei an jeglichem Anstandsvokabular – ausfallen.

    Diese Entwicklung im Einzelnen zu kommentieren, will ich nicht: Der Eindruck, der verbleibt, ist aber das Spiegelbild eines offenbaren Niedergangs der Diskussions- und Politkultur: Zuhören – annehmen – prüfend überlegen und abwägen – eigene Ansicht entwickeln, selbst diese prüfen – anständig formulieren – dann erst reden oder schreiben!

    Eine gänzlich verlorengegangene „Kontroll-Schleife“: Vielen in der Bevölkerung, bei den ungarischen Parteikadern und gar auch bei den Führungseliten der Parteien ist ein massvolles, ausgewogenes, konstruktives Verhalten abhandengekommen:

    Untragbar ist, dass eben der Graben auch Publizisten „in extremis“ trennt, dass auch sie Schützengräben vertiefen und immer mehr Dreckhaufen als Schutzwall für „ihre Wahrheit“ aufhäufen.

    Das wäre eben die „Bayer-Gréczy-Achse“, welche Gehässigkeiten weiter schürt, für Konstruktives gar nichts mehr übriglässt…. weil doch dort, wo Emotionen kochen, weitergeschürt werden, in der Regel der Verstand auf der Strecke bleibt…

    Viel Glück! Ungarland!
    So wird es schwer, aus der angeblichen Misere (Zum Glück gibt es auch Positives aus den letzten 20 Jahren!) herauszukommen… Da nützt die grandiose Schrift der aktuellen Regierung „A Nemzeti Együttműködés
    Programja“ (Das Programm der Nationalen Zusammenarbeit), registriert als H/47, Eingegangen am 22. Mai 2010, beim „Büro des Parlamentes“ (Országgyűlés Hivatala) auch nichts.

    Zwei Drittel im Parlament ist weder 2/3 der Wählerschaft (war nur knapp 53% der Stimmen, bei doch bescheidener Wahlbeteiligung, ca. 46% [OVB]), noch 2/3 der „Nation“. Dies sollte beachtet bleiben!

    Wenn nur diese 2/3-Delegierten im Parlament mit einem charismatischen Autokraten „zusammen arbeiten“, so kann es zur FARCE werden… Für die „Nation“ könnte es gar zur Tragödie werden. Das Stück von Madách Imre, „Die Tragödie des Menschen“ (Az Ember Tragédiája), wird erneut reissenden Absatz finden: Sich einigeln, Lesen… statt wählen gehen, mitbestimmen, „zusammenarbeiten“… Na bittär scheen… Kann ja heiter werden…

    Nationale Zusammenarbeit begänne vielleicht mit konstruktiven Beiträgen angesehener Publizisten, deren Stimme medial Beachtung finden können, vielleicht auch von der „aktuell regierenden Mehrheit“ da und dort beachtet würden. Allein die Hoffnung, der „Gütige Vater“ werde es schon richten, wird im 21.-sten Jahrhundert in Europa kaum für „Fortschritt“ ausreichen.

    Nochmals: Viel Glück!

  8. @Heike
    Dann wären wir ja quitt, ich kann Ihnen nämlich versichern: Mit Ihren Mutmaßungen liegen auch Sie falsch. Weder wäre Orbán für mich, noch überhaupt ein von mir ersehnter Erretter. Das eine, weil ich nicht in Ungarn lebe, das andere, weil ich persönlich aus meiner Situation keinen „Erretter“ benötige.
    Ich wünschte allerdings für Ungarn endlich mal eine Regierung, die im ureigensten Interesse ungarns, und nicht im Interesse anderer regieren würde. Diese Möglichkeit sehe ich eher mit Orbán, als mit der vorherigen Regierung Gyurcsány als möglich.

    Außer, daß Sie die jetzige Regierung pauschal ablehnen, beschreiben Sie aber mit keiner Zeile, wie Ihrer Meinung nach das bereits bestehende, von mir nur aufgezeigte Desaster in Griff zu bekommen wäre, wenn nicht durch einen Regierungswechsel mit radikaler Kursänderung?
    Das würde vielleicht nicht nur mich interessieren!

    • Nur daß Sie auch nicht viel mehr zusammenkriegen als „radikale Kursänderung“, die, finde ich, unter Orbán ganz bestimmt nicht stattfinden wird. Denn radikal ist nur dessen hohle Ideologie. Ein radikaler Kurswechsel wäre, endlich keine Operetten (siehe Staatsoper) mehr aufzuführen, sondern eine kontinuierliche, sachbezogene Politik zu machen, unabhängig davon, ob ich gerade an den Schalthebeln der Macht sitze oder nicht (in diesem Zusammenhang verweise ich nur auf die langjährige und oft großartige Arbeit jener 35 Stiftungen, die jetzt quasi aufgelöst werden). Zu begreifen, daß es nicht um Macht geht, sondern um die Fähigkeit zur Selbstkritik und um eigenes ziviles Engagement, und zwar eines jeden Einzelnen. Und vor allem dieses Gefasel von den ureigenen Interessen der Urungarn und der Fremdbestimmung des Landes (vulgo: jüdische Weltverschwörung) aufzugeben. Nur gehen alle Maßnahmen Orbáns da gerade in eine ganz andere Richtung … Aber laufen Sie nur ruhig Ihrem Wunderhirsch hinterher, er wird Sie ganz sicher in ein Ungarn führen, wie Sie es sich vorstellen.

  9. @heike

    Inhaltlich bin ich auf Ihrer Seite – d.h. auch gegen dieses Nationalismusstheater, was ja nicht nur in Ungarn, sondern in vielen europäischen Ländern in Ermangelung von wirklichen politischen Konzepten aufgeführt wird. Aber warum müssen Sie ihren Kommentar mit argumentum ad personam beenden? Wie Jean Louis schreibt, lasst uns doch zu zivilisierter Argumentation zurückkehren, egal, wie sich der jeweilige politische Gegner aufführt. Alles andere bringt uns nicht weiter.

    • @ panysan: Die Kommentare haben leider nicht mehr viel mit dem Post zu tun. Gerade die von Heike und Magor belegen jedoch, dass der Artikel (und nicht nur im Hinblick auf Ungarn) nicht gerade Unrecht hat. Die Abneigung gegenüber der jeweils anderen Seite scheint den Weg zur Argumentation zu versperren.

      Ich lösche die Kommentare absichtlich nicht, da sie letztlich die Situation bestens beschreiben…

      Ich nehme jedoch die Anregung von Jean Louis auf und bitte ab sofort darum, nur noch zum jeweiligen Beitrag zu kommentieren und auch die Links entsprechend auszuwählen. Diese Bitte richte ich übrigens auch an Herrn Pfeifer.

    • Ich meine, hier werden zwei Dinge in einen Topf geschmissen, die nichts miteinander zu tun haben. Denn ich finde, es besteht durchaus ein Unterschied zwischen einer scharfen Argumentation mit ironischen Anspielungen und einer Argumentation, die auf Lügen basiert (siehe Bayer). Ähnlich habe ich es auch in meinem ersten Beitrag geäußert, aber darauf hat ja hier keiner reagiert. Doch Differenzierung war auch noch nie die Sache von Propaganda (dies jetzt bitte wieder nicht falsch verstehen).

      • Sie gehen hier implizit davon aus, dass Gréczy Recht hat – auch wenn er das vulgär bzw. „scharf“ formuliert – und Bayer einfach lügt – und diese Lüge auch noch vulgär formuliert.

        Das ist die Grundlage all Ihrer bisherigen Bemerkungen. Dafür haben Sie aber noch keine sachlichen Argumente angeführt.
        Es geht mir jetzt gar nicht darum, ob Sie Recht haben oder nicht bzw. ob ich mit Ihnen einverstanden bin oder nicht.

        Die Grundlage Ihrer Argumentation – ohne weitere, sachliche Argumente anzuführen, ist jedoch voreingemommen und letztendlich Einstellungssache:

        Ich bin mir aber sicher, dass diejenigen, die mit Ihnen absolut nicht einverstanden sind, mit den absolut gleichen Worten argumentieren können, wie Sie und dies auch tun:

        „Der Unterschied ist nur, daß Gréczys Angriffe jeder Grundlage entbehren und Propaganda sind, einem aber schon die Galle hoch kommen kann, wenn man mit ansehen muß, was Gréczy und Gyurcsány etc. aus diesem Land gemacht haben und weiterhin versuchen zu machen.“

        Und genau um diese Argumentationsweise geht es in dem Artikel.
        „Der Unterschied zwischen unserem schlechten Diskussionsstil und jenem von euch ist, dass ihr lügt.“
        „Auch wenn wir stilistisch genauso schlecht sind, auch wenn wir genauso intolerant sind, wie ihr, sind wir immer noch besser, als ihr: weil ihr lügt, weil ihr Nazis/Kommunisten seid, weil wir Europäer und Demokraten/Ungarn und Patrioten sind, weil ihr Antisemiten/Landesverräter seid.“

        Und man kann noch sehr lang so weiterreden, auch in diesem Blog, ohne bislang ein einzelnes Argument angeführt zu haben, warum, der andere lügt, warum ich Recht habe, etc.

        Letztendlich haben auch Sie, indem Sie Bayer’s Aussagen abschmettern (was nicht sehr schwierig ist) und automatisch Gréczy und seinen Aussagen Recht geben (was schon sehr viel schwieriger ist), jetzt nichts anderes gemacht.

      • Anmerken möchte ich, dass ich Sie in meinem Kommentar zwar persönlich angeredet und an der bisher geführten Diskussion Kritik geübt habe, aber damit nicht das Gefühl vermitteln will, ich würde Sie persönlich angreifen wollen.

  10. Verehrte Heike, hinter Wunderhirsche, oder gewissen Träumen hinterherlaufen ist doch manchmal sogar zum Ziel führend … war bei dem, von wem ich meinen Nick entliehen habe zumindest genau so : – )
    Danke für die Verteidigung werter Panyasan! So empfindlich bin ich nicht, scherzhaft gemeinte Seitenhiebe kann ich gut ab, und den hatte ich so verstanden.

    Es scheint sich ja eine gewisse Konstruktivität sich einzustellen, die ich persönlich sehr begrüße!
    Ob die jetzige Regierung Operetten aufführt, oder sachbezogene Politik macht, ist sicher Geschmacksache (ausser, jemand weiß viiiel mehr), und die Zeit wird es erst zeigen. Ich selbst wüsste keine gute Alternative. Wenn sie allerdings von allen Seiten, im In- wie im Ausland Anfeindungen ausgesetzt ist, kann sie sicher keine mutige und selbstbewußte, und damit auch zielführende Politik machen. Und die wäre bitter nötig, gerade jetzt! Hier geht es nicht alleine um die Macht, sondern knallharte Realpolitik, nämlich um das kippen, oder stehenbleiben des stark angeschlagenen Systems! Macht und auch Durchsetzungsfähigkeit gehörte schon dazu, die notwendigen und einschneidenden Schritte gegen Freund und Gegner auch umzusetzen. Ich wünschte mir schon, daß es gelingt! Der Vorregierung ist dies zumindest nachweislich nicht gelungen, und das Ergebnis ist weder im ureigenen Interesse der von Ihnen erwähnten Urungarn, noch der heutigen Bevölkerung.

    Ergo, ich hoffe auf: Nomen est Omen …. : – ) und auf ein Ungarn, ganz wie ich es mir vorstelle!

    @hungarovoice
    „ …. Die Abneigung gegenüber der jeweils anderen Seite scheint den Weg zur Argumentation zu versperren …“
    Wie kommen Sie darauf? Ich habe absolut keine Abneigung gegen Heike ! : – )

  11. Ok, das mit dem Zauberhirsch hatte ich tatsächlich nicht verstanden. Aber Wikipedia hat mich belehrt. Aber genug davon, wir erwarten mit Spannung neue Blogeinträge, die wir dann zivilisiert und konstruktiv debattieren wollen! 😉

  12. Das Problem liegt im Automatismus. Sie lesen nicht genau. Ich habe mit keinem Wort gesagt, daß ich Gréczy verteidige. Außerdem fordern Sie ständig, ich solle inhaltlich Argumente vorbringen (was ich oben gemacht habe), während Sie das an keiner Stelle tun. Und vielleicht noch was zu den Namen oder persönlichen Angriffen: Letztlich ist dieses ganze Blog-Geschreibsel doch ein Spiel, und bereits mit der Namenswahl tritt man in dieses Spiel ein, spielt, oder auch nicht, mit Bedeutungen. Und darauf, meine ich, kann man auch wieder neue Spiele aufbauen. Oder was z.B. soll die ominöse „Stimme Ungarns“ sein? Doch nicht etwa „Volkes Stimme“? Ich finde den Namen übrigens völlig einfallslos, ironielos und langweilig. Manchmal frage ich mich, wo die Ungarn ihren Humor verloren haben. Einen ironieloseren Regierungschef als derzeit kann man sich ja auch nicht vorstellen…

  13. @Heike. Eigentlich sollte man sich nicht einmischen. Aber als Blogger muss ich den Kollegen dann doch reflexartig verteidigen. Hungarianvoice trägt seinen Teil zu einem deutschsprachigen Diskurs über die ungarische Politik bei. Man kann sich hier in einem letztlich angemessenen Rahmen austauschen, diskutieren, streiten. Dass meine Meinung sich nicht immer mit seiner deckt, dürfte regelmäßigen Lesern sicher aufgefallen sein.

    So ein Hobby-Projekt gestartet zu haben und am Laufen zu halten bedarf etwas mehr Energie, als sich jene gemeinhin denken, die „nur“ irgendwo kommentieren. Soll nicht arrogant klingen, ist aber so. Ich bin so frei und nehme mir das umso mehr heraus, als dass ich komplette Artikel selber schreibe.

    Und wie man seinen Blog nennt, darüber kann man natürlich diskutieren. Aber bitte auch da sachlich bleiben. „einfallslos, ironielos und langweilig“ gehört meiner Meinung nach nicht zu dieser Kategorie. Man könnte SEO-technisch argumentieren, gerne auch inhatlich hinterfragen.

    Aber letztlich doch einfach wieder zu den Themen zurückkehren und inhaltlich mitreden. Wenn man schon partizipieren will

    Sorry, nichts für Ungut. Aber das musste jetzt sein.

    • Da empfehle ich nur (als Titel) Hayden White, The Content of the Form (Achtung, keine „jüdische Weltverschwörung“!). Und wiederum genau zu lesen: mit „Blog-Geschreibsel“ könnten ja auch die eigenen Kommentare gemeint sein. Aber wer keine Ironie kennt, der kennt auch keine Selbstironie.

      • @Heike. Wohlwollend interpretiert nennt man das dann wohl pseudointellektuellen Rückzieher auf Raten mit den obligatorischen selbstgerechten Einschüben…

        Verflixt! Jetzt übermannt mich doch schon am frühen Morgen dieselbe Müdigkeit wie Hungarianvoice am gestrigen Abend. Und während meine Augen immer schwerer werden, überfraut (sic!) auch mich ein geistige Eingebung, ein Titel-Showing-off, Richard Rortys „Contingency, Irony, and Solidarity“ – wenngleich ebenso ins Deutsche übersetzt wie Haydens Schriftstück, muss, wer etwas auf sich hält, selbstredend das Original lesen oder zumindest zitieren.

        In der Tat ein gutes Buch übrigens. Einige der Kernbotschaften stünden so manchem Politiker, insbesondere ungarischem, gut zu Gesicht.

        Jó éjzakát, vagy jó reggelt. Mindegy.

  14. Wer ein bißchen Gespür für Sprache hat, würde vielleicht verstehen, daß die deutsche Übersetzung weniger gut zu Deinem Kommentar paßte.

  15. Bisher nahm ich erst Kenntnis von einer „BAYER-GRÉCZY-ACHSE“!

    Mit Erstaunen lese ich nun von der „KURUC-PSZICHOZIS“ („Kuruc“-Psychose…)…

    LESE…, siehe und staune….

    http://nol.hu/kulfold/a_legnagyobb_veszely_az__hogy_magyarorszagon_kialakul_egy_kuruc-pszichozis_

    Und sowas formuliert ein Prőhle Gergely! Im Interview! (OK. Ist ja NUR ein „stellvertretender Staatssekretär im Aussenministerium“…. doch immerhin ehemaliger Botschafter in Berlin…)

    Wo ist nun die „Gefahr der Psychose“??
    In welchem der ungarischen LAGER??
    Links von der Donau? Oder rechts davon? In der PUSZTA? In der „Grossen Ungarischen TIEFEBENE“??

    Die ungarische RegierungsMANNschaft (praktisch sind ja nur wenig Frauen vorhanden) täte gut daran, historische „ETIKETTEN“ zu vermeiden…

    Nachdem die „KURUC-Psychose“ den Ministerpräsidenten schon ergriffen hat (19. Januar 2011 vor dem Europäischen Parlament!)…

    „Den KAMPF“ – seinen Kampf („HARCOM“) – hat er doch schon „angesagt“…

    PRINCIPIIS OBSTA!
    (Wehret den Anfängen….)

    Irgendwie – LEIDER – ein ZWEIDEUTIGES ZITAT!

    Wie soll denn Orbán Viktor SEINEN „PRINCIPIIS“ (seinen „Prinzipien“) entgegenstehen??? Wie sollen seine „Getreuen“ diesen PRINCIPIIS – wie auch Prőhle Gergely, ein begnadeter, zweiter Stellvertreter – entgegentreten?

    Das ist doch – streng genommen – UNMÖGLICH!
    Er ist und bleibt ein INDIVIDUUM (Ein Unzerteilbares), den andere Individuen „ungeteilt“ bewundern…

    Wunderbar ist doch, wie die Ungaren (Männlein und Weiblein) die TUGENDEN der MODERN-GLOBALEN WELT schon VERINNERLICHT haben:

    „DELEGIEREN…! / DELEGATION“….

    Was kümmert mich die Zukunft?! HEUT‘ is HEUT’….
    … Mit oder auch OHNE PRŐHLE…
    … Mit oder auch OHNE „KURUC“…

    Doch für „KURUC“ bräuchten wir noch „FORSCHUNG“!

    In Sachen „KURUC“ ist es nämlich riskant: Forschungsgelder für historische Forschungsprojekte werden – immerhin rückwirkend – bestens kontrolliert und mit Gerichtsbescheid belegt.

    WIRR mag all‘ dies scheinen.
    Dahinter steckt jedoch ein PROBLEM:

    Eben.

    Die „KURUC-PSYCHOSE“…

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